IW-Report sieht Niedrigzinsen noch bis zum Jahr 2050

Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist vielen ein Dorn im Auge: Die Gesetzliche Rentenversicherung beklagt sich darüber, dass sie inzwischen für angelegtes Geld sogar Zinsen zahlen muss, anstatt wie früher Erträge zu erwirtschaften, Sparer sehen ihre Erträge schmelzen, Banken ächzen, weil ihre Gewinne schrumpfen. Diese Einschätzungen haben IW-Experten Markus Demary, Senior Economist für Geldpolitik und Finanzmarktökonomik und Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte, im IW-Report 47/2018 veröffentlicht. Vor allem die Sparer hoffen sehnsüchtig auf ein Ende der Niedrigzinsphase – doch das ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Ganz im Gegenteil: Niedrige Zinsen werden noch bis zum Jahr 2050 ein Dauerthema sein.

EZB ist nicht allein verantwwortlich

Allerdings ist die EZB gar nicht allein verantwortlich für das seit Jahren anhaltende Niedrigzinsumfeld. Schon seit Beginn der 1990er Jahre sinken die inflationsbereinigten Zinsen in allen Industrieländern, zeigt die IW-Studie weiter. Das hat mehrere Gründe: Nach der Theorie der globalen Sparschwemme sind in vielen Nationen die Sparquoten hoch. Das wiederum drückt langfristig die Zinsen. Zudem investieren viele Unternehmen nicht mehr klassisch in Maschinen und Gebäude, sondern immer öfter in Daten und Lizenzen, geben dafür aber weniger Geld aus und sparen mehr, was ebenfalls die Zinsen drückt. Dazu kommt, dass in einigen Ländern die staatlichen Investitionen zurückgehen. Der wichtigste Grund ist jedoch der demografische Wandel, so die IW-Studie: Seit Jahrzehnten steigt die Lebenserwartung in Industrienationen wie Deutschland. Immer mehr Menschen bereiten sich auf ein langes Leben vor und sparen deshalb mehr als die Generationen vor ihnen, das lässt die Zinsen sinken. „Dieser demografische Trend lässt sich in den kommenden Jahrzehnten nicht aufhalten“, sagt IW-Ökonom und Studienautor Markus Demary. „Er führt dazu, dass die Zinsen auch in absehbarer Zeit nicht nennenswert steigen.“

Vorausberechnet: Zinsentwicklung und Bevölkerungsprognosen bis zum Jahr 2050 

Für die IW-Studie hat der Wissenschaftler mit Hilfe von Bevölkerungsprognosen bis zum Jahr 2050 die Zinsentwicklung vorausberechnet. Das Ergebnis: Wenn die EZB aus der expansiven Geldpolitik aussteigt, erhöhen sich die Zinsen bis 2025 gerade einmal auf 1,3 Prozent. Dann bestimmt der demographische Trend wieder die Zinsen – bis zum Jahr 2050 sinkt der Realzinssatz dann auf 0,0 Prozent. „Niedrigzinsen sind grundsätzlich keine schlechte Nachricht“, so Demary. Sie erleichtern die Finanzierung und helfen den Haushalten dabei, Vermögen in Form von Immobilien aufzubauen. „Grundsätzlich sollten Banken, Privatleute und Unternehmen überprüfen, ob sie auch langfristig gut auf Niedrigzinsen eingestellt sind“, raten die IW-Ökonomen.

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