DMKG - Migränepatienten sind immer noch nicht ausreichend ärztlich versorgt

Migräne ist nach wie vor der häufigste schwere Kopfschmerz. Die Beeinträchtigung durch Migräne ist um ein Vielfaches höher als durch Spannungskopfschmerzen. Betrachtet man das Ausmaß der Beeinträchtigung durch eine Erkrankung, so nimmt die Migräne in der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen gar Platz eins ein. Jeder zehnte Deutsche leidet unter der chronischen Krankheit, teilweise schon seit der Kindheit, oft ohne die Diagnose zu kennen und ohne gezielte Therapie. Frauen sind dabei etwa dreimal häufiger betroffen als Männer [1]. In Europa ist die Migräne die neurologische Krankheit, die gemeinsam mit demenziellen Erkrankungen die höchste Krankheitslast (gemessen in DALY, disability-adjusted life years) verursacht [2]. „Wir gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft jährlich mehr als 30 Millionen Arbeitstage durch Migräne verliert“, so Frau PD Dr. Stefanie Förderreuther, Präsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) und Neurologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Das entspricht rund 150.000 Vollzeit-Arbeitskräften, der Einwohnerzahl von Heidelberg. Wenig verwunderlich, dass die Erkrankung zu den häufigsten Gründen für Krankmeldungen gehört [3]. Die dadurch entstehenden indirekten Kosten in Deutschland werden auf etwa 3,5 Milliarden Euro jährlich geschätzt [4].

Viele Migränepatienten sind immer noch nicht ausreichend versorgt

Laut einer Befragung der DMKG werden weniger als die Hälfte (43 Prozent) der Migränepatienten beim Hausarzt oder Internisten zu vorbeugenden Maßnahmen beraten. Selbst beim Neurologen erhielten demnach nur 57 Prozent entsprechende Informationen. Neben der zu geringen Prophylaxerate gibt es weitere Gründe für die Unterversorgung: „Die Migräne spielt sich im Verborgenen ab. Während der Attacke ziehen sich die Betroffenen zurück. Ist sie vorüber, sind die Patienten wieder weitgehend einsatzfähig. Im EEG, CT und Kernspintomogramm finden sich keine Auffälligkeiten, Blutwerte und andere Untersuchungsbefunde sind normal. Ich bin überzeugt, dass das wesentlich dazu beiträgt, dass selbst manche Ärzte die Krankheit unterschätzen“, erklärt Dr. Förderreuther weiter.

Neue DMKG-Initiative soll aufklären und Aufmerksamkeit schaffen

Um die Versorgungssituation von Migränepatienten zu verbessern, aktualisiert die DMKG gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) regelmäßig die Leitlinien für Akuttherapie und Prophylaxe der Migräne. Die online frei zugängliche Leitlinie gibt einen umfassenden Überblick über das breite Spektrum der wissenschaftlich gesicherten Therapieverfahren und räumt nicht nur Medikamenten, sondern auch nichtmedikamentösen Verfahren wie regelmäßigem Ausdauersport, Entspannungsverfahren, Biofeedback und Stressmanagement einen hohen Stellenwert ein. Die Palette der Behandlungsoptionen ermöglicht es, für jeden Patienten die passende Therapie zu finden.

Um auf Migräne und Kopfschmerz sowie deren Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft aufmerksam zu machen, startet die DMKG eine Aufklärungsinitiative. Starttermin wird der 5. September 2019, der Welt-Kopfschmerz-Tag, sein. Zentrale Botschaft an Betroffene und Ärzte ist: „Jeder Patient, der unter Kopfschmerzen leidet, kann behandelt werden.“

Referenzen

1. Victor TW et al. Migraine prevalence by age and sex in the United States: a life-span study. Cephalalgia. 2010;30(9):1065–72.

2. European Academy of Neurology, Congress Presentation, Oslo, Juni 2019

3. TK-Gesundheitsreport 2018

4. Evers S., Frese A., Marziniak M. Differenzialdiagnose von Kopfschmerzen. Dtsch Arztebl 2006; 103(45): A-3040/B-2641/C-2537

Quelle: DMKG

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Quellen-URL (abgerufen am 28.03.2024 - 19:57): http://www.neuromedizin.de/Patienten/DMKG---Migraenepatienten-sind-immer-noch-nicht-ausreichend-a.htm
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