Patienten mit einer Hypophysenvorderlappen (HVL)-Insuffizienz können viele verschiedene Symptomen aufweisen. Da diese jedoch häufig unspezifisch sind, ist es oft schwer, sie richtig zu deuten und frühzeitig die korrekte Diagnose zu stellen. Dies zeigt auch eine kürzlich von der Abteilung Innere Medizin, Bundeswehrkrankenhaus Bad Zwischenahn/Westerstede, veröffentlichte Kasuistik. So wird von einer 78-jährigen Patientin berichtet, die mit einer zunehmenden Verschlechterung des Allgemeinzustandes, anhaltender Diarrhö und zusätzlich einer depressiven Symptomatik eingewiesen wurde. Die Primärdiagnostik war bis auf ein supprimiertes TSH unauffällig. Da die Patientin bereits längere Zeit L-Thyroxin einnahm, wurde zunächst die Verdachtsdiagnose einer latenten Hyperthyreose gestellt. Doch weitere klinische Untersuchungen ergaben schließlich mit deutlicher zeitlicher Verzögerung die nun eher überraschende Diagnose einer Hypophysenvorderlappeninsuffizienz. Bestätigt werden konnte dies durch die magnetresonanztomographische Untersuchung: "Es bot sich das Bild einer empty sella", so die Autoren. Eine adäquate medikamentöse Therapie wurde eingeleitet und führte zu einer Verbesserung der Symptomatik. Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigt dieser Fall, dass insbesondere bei Auftreten der Symptomtrias "Diarrhö, Abgeschlagenheit und Depressionen" von Anfang an immer auch eine HVL-Insuffizienz in die differentialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden sollte.
(drs/map)
Abstract aus Der Internist, Online first 2008, DOI 10.1007/s00108-008-2169-xZurück zur Startseite