Viele Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, werden von ihren Familienangehörigen im häuslichen Umfeld gepflegt. Dabei kommt es offenbar immer wieder zu Missbrauchsfällen bis hin zu körperlicher Gewalt. Darauf weisen die Ergebnisse einer Studie des Department of Mental Health Sciences am University College London, Großbritannien, hin. Die Wissenschaftler befragten 220 Personen, die ihre an Demenz erkrankten Angehörigen zu Hause pflegten. Die Auswertung der Befragung zeigte, dass mehr als die Hälfte (52 Prozent) der pflegenden Angehörigen über irgendeine Form missbräuchlichen Verhaltens gegenüber den Demenzpatienten berichteten. Dabei handelte es sich in 34 Prozent der Fälle (n=74) um ausgeprägte Formen von Misshandlungen. Am häufigsten berichteten die pflegenden Familienmitglieder über ausschließlich verbale Misshandlungen, wie Beschimpfungen. Zu einer direkten physischen Gewaltanwendung kam es der Studie zufolge jedoch nur durch 1,4 Prozent (n=3) der befragten Familienmitglieder. Allerdings geben die Autoren der Studie zu bedenken, dass die schwereren Missbrauchsfälle in dieser Untersuchung vermutlich nicht korrekt erfasst werden konnten. Zur Lösung der Problematik schlagen die Forscher Strategien vor, die direkt im familiären Umfeld der zu betreuenden Personen ansetzen. Professionell arbeitendes Pflegepersonal sollte bei entsprechenden Verdachtsmomenten für einen eventuellen Missbrauch den pflegenden Angehörigen gezielte Fragen stellen, aber auch gleichzeitig Hilfen anbieten.