Weiterentwickelte und verbesserte Diagnose und Behandlung bei sogenannten CUP-Syndroms im Kopf-Hals-Bereich

Den Angaben des deutschen Krebsregisters zufolge sind Krebserkrankungen in verschiedenen Bereichen der Kopf-Hals-Region zusammengezählt die sechsthäufige Gruppe. Überwiegend handelt es sich dabei um Plattenepithelkarzinome. Zwischen drei und neun Prozent dieser diagnostizierten Plattenepithelkarzinome fallen Ärzten durch Schwellungen des Halses auf. Dabei handelt es sich um Metastasen, Tochtergeschwülste eines unbekannten Tumors.

Da eine chirurgische Entfernung eines bisher unsichtbaren Tumors schwierig ist und die Ursache der Metastasen auch mit einer Computer-Tomographie (CT) verborgen bleibt, haben Patienten mit CUP-Tumoren (cancer of unknown primary) ein hohes Risiko, zu versterben. Die Lebenserwartung eines CUP-Erkrankten beträgt im Durchschnitt weniger als ein Jahr. Über interdisziplinäre Zusammenarbeit am Universitären Krebszentrum Leipzig (UCCL) wurden Verbesserungen in der Diagnose der zuvor verborgenen Primärtumore, ein größerer Behandlungserfolg und ein längeres Überleben der Patienten mit CUP der Kopf-Hals-Region erzielt.

Eine standardisierte Diagnostik unter Verwendung modernster radiologischer und nuklearmedizinischer Untersuchungsverfahren und deren Kombination im sogenannten PET-CT (Positronen-Emissions-Tomographie), ermöglichte den Leipziger Experten, zuvor unauffällige Tumore zu erkennen. Durch die nachfolgende klinische Untersuchung unter Vollnarkose, inklusive einer Entfernung der Rachenmandeln, konnten Primärtumore häufiger gefunden und entfernt werden. Die schonend durchgeführte, aber dennoch vollständige Ausräumung der Lymphknoten aus den bevorzugt weitere Metastasen enthaltenden Regionen des Halses durch die Chirurgen, und die umfangreiche molekular-pathologische Untersuchung der entfernten Lymphknoten, waren von zentraler Bedeutung.

HNO-Experten

Prof. Dr. Andreas Dietz, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, sieht im Erkennen von pathologischen Risikofaktoren und Risikofaktor-adaptierter Therapie einen Schlüssel zum Erfolg: „Die gemeinsam festgelegte Strategie und eine den Befunden entsprechende Nachjustierung des Vorgehens, führte zu einer personalisierten, der individuellen Situation des Patienten und den vorhandenen Risiken angemessenen Folgetherapie.“ Basierend auf den umfangreichen Untersuchungen in der Pathologie wurde eine Behandlung möglich, die bei fehlenden oder geringen Risiken auf eine nachfolgende Strahlentherapie verzichtete, ohne das die Tumorerkrankung wiederkehrte.

Dr. Gunnar Wichmann, Erstautor der Studie, erklärt: „Ein wesentlicher Grund für eine starke Verbesserung des Behandlungserfolgs liegt im Erkennen von Lymphknotenmetastasen mit Kapseldurchbruch und des dadurch erhöhten Risikos für Patienten, eine Wiederkehr der Tumorerkrankung, zu erleiden. Dem wurde mit der häufigeren Empfehlung, die postoperative Strahlentherapie mit einer Chemotherapie zu kombinieren, Rechnung getragen.“ Gerade bei vorhandenem Kapseldurchbruch, dem Durchbruch des Tumors durch die äußere Begrenzung des Lymphknotens, reduziere die kombinierte Cisplatin-basierte Radio-Chemotherapie wesentlich das Risiko der Wiederkehr der Krebserkrankung und tumorbedingt zu versterben.

Behandlungs und Forschungsergebnisse

Forschungs- und Behandlungsergebnisse, wie diese zu erkrankten CUP-Patienten, werden durch die Zusammenführung verschiedener Disziplinen und Spezialisten im Universitären Krebszentrum Leipzig (UCCL) gefördert. Prof. Dr. Florian Lordick, Onkologe und Leiter des UCCL, erklärt: „Das räumlich und zeitlich ineinandergreifende hochprofessionelle Handeln aller Experten ermöglicht insbesondere bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen Behandlungserfolge, die von einem isoliert agierenden Spezialisten allein nicht erzielt werden können.“

Quelle: PI Uni-Leipzig, 06.08.2021

(map)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
    • Starker Anstieg von Keuchhusten-Erkrankungen in Deutschland
      Mit 25.271 Fällen wurden im letzten Jahr mehr als doppelt so viele Keuchhusten-Erkrankungen in Deutschland gemeldet wie im Jahr 2014. Am häufigsten betroffen waren Säuglinge in Alter von unter einem Jahr. Dabei haben gerade Babys und Kleinkinder das bei Weitem größte Risiko eines schweren oder sogar...
      Mehr
    • Neue Studie aus Schweden untersucht klinische Merkmale der FSME bei Erwachsenen
      In Europa nehmen die Erkrankungszahlen der von Zecken übertragenen FSME (= Frühsommer-Meningoenzephalitis) in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zu. Schwedische Wissenschaftler des Karolinska Institutet in Stockholm haben vor Kurzem im Rahmen einer Studie die klinischen Merkmale und den Erkranku...
      Mehr
    • Durch KI und hyperspektrale Bildgebung sofortige Sepsis-Diagnose möglich
      Sepsis ist die Folge einer fehlgeleiteten Immunreaktion auf eine Infektion, die rasch zu Organversagen und Tod führen kann. Obwohl jede Stunde zählt, gestaltet sich gerade die frühzeitige Erkennung in der klinischen Praxis schwierig. Eine neue Studie von Forschenden des Deutschen Krebsforschungszent...
      Mehr
    • Bionisches Knie für eine bessere Bewegung nach Amputation
      Wissenschaftler des K. Lisa Yang Center for Bionics am Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben ein bionisches Knie entwickelt, das Menschen mit Amputationen oberhalb des Knies helfen kann, schneller zu gehen, Treppen zu steigen und Hindernissen leichter auszuweichen, als sie es mit einer h...
      Mehr
    • Einfluss von Vitamin-D3-Nanoemulsionen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung
      Forscher des National Research Centre haben in einer Studie den Einfluss einer Vitamin-D3-haltigen Nanoemulsionsergänzung auf das Anpassungsverhalten und die Sprachleistung von Kindern mit ASs im Vergleich zum Einfluss des kommerziell erhältlichen Vitamin-D3-Produkts untersucht.
      Mehr
    • Zi-Trendreport 2024: Wieder deutlich mehr Videosprechstunden
      Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat seinen aktuellen Trendreport zur Entwicklung der vertragsärztlichen Leistungen vom 1. Quartal 2021 bis zum 4. Quartal 2024 veröffentlicht. In 2024 hat sich mit 579 Millionen vertragsärztlich dokumentierten Behandlungsfällen in der ambul...
      Mehr
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 05.08.2025 - 12:25): http://www.neuromedizin.de/Weiteres/Weiterentwickelte-und-verbesserte-Diagnose-und-Behandlung-be.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239