Neuer vielversprechender Ansatz zu Behandlung der Alzheimer-Krankheit

Trotz intensiver Forschung gilt die Alzheimer-Krankheit bis heute als unheilbar. Deutsche Wissenschaftler haben aktuell einen neuen vielversprechenden Ansatz beschrieben, die Alzheimer-Krankheit zu behandeln. Für die Studie arbeitete Prof. Dr. Kai Tittmann vom Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern aus der Fakultät für Chemie der Universität Göttingen sowie dem Team um Prof. Dr. Hans-Ulrich Demuth vom Fraunhofer IZI in Halle zusammen. Bereits vor einigen Jahren hatte das Team aus Halle die Entdeckung gemacht, dass ein bestimmtes Enzym des Hormonstoffwechsels aus dem menschlichen Gehirn neben seiner eigentlichen biologischen Funktion, der Hormonreifung, eine kritische, pathophysiologische Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit spielt. Erste Inhibitoren dieses Enzyms, die bestimmte Stoffwechselvorgänge hemmen, lieferten bereits vielversprechende Ergebnisse.

Entwicklung einer neuen, hochselektiven Generation von Alzheimer-Medikamenten möglich

Um diesen Wirkstoffen einen chemischen Maßanzug zu verpassen, untersuchte das Forschungsteam den Reaktionsmechanismus des Enzyms durch Proteinkristallographie. „So konnten wir erstmalig ,Schnappschüsse‘ des arbeitenden Enzyms erhalten“, sagt Hauptautor Tittmann. Dadurch war es möglich, neuartige Inhibitoren zu bauen, deren Designprinzip der natürlichen Reaktion nachempfunden ist. Diese führen daher zu einer hochselektiven Bindung ohne die Gefahr gefährlicher Nebenwirkungen.

 Alzheimer-Proteinkristalle

BU: Proteinkristalle des humanen Enzyms Glutaminylzyklase und atomare Struktur des neuen Inhibitors.
Foto: Lisa-Marie Funk

Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelang es zudem, mit dem neuen Wirkstoff eine atomare Struktur des menschlichen Enzyms zu lösen. Dies bildet eine wichtige Grundlage für den weiteren Ausbau der Inhibitoren. „Wir sind zuversichtlich, dass unsere Ergebnisse zur Entwicklung einer neuen, hochselektiven Generation von Alzheimer-Medikamenten führen wird“, erklärt Demuth.

Originalarbeit: Oliver Kupski et al. Hydrazides Are Potent Transition-State Analogues for Glutaminyl Cyclase Implicated in the Pathogenesis of Alzheimer’s Disease. Biochemistry (2020).

Das Forschungsprojekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie der Alzheimer Forschung Initiative e.V. gefördert.

Quelle: PI Georg-August-Universität Göttingen, 17.07.2020

(map)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
    • Entwicklung einer Post-COVID-App für schnellere Diagnostik und Therapie
      Die als Post-COVID bezeichneten Langzeitfolgenden sind noch kaum verstanden. Wegen der vielfältigen Symptome ist diese Erkrankung schwierig zu diagnostizieren und von anderen abzugrenzen. Dazu kommt, dass Post-COVID die Leistungsfähigkeit deutlich einschränkt, so dass aufwändige Untersuchungen und h...
      Mehr
    • Neuer Therapieansatz in der Herzmedizin: Herzpflaster bei schwerer Herzschwäche
      Bisher gibt es keine ausreichenden Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit schwerer Herzschwäche. Eine neue Therapieoption könnte das „Herzpflaster“ darstellen. Das „Herzpflaster“, ein im Labor aus Stammzellen gezüchtetes Herzmuskelgewebe, das sich aus Bindegewebe- und Herzmuskelzellen zusammense...
      Mehr
    • Impfschutz bei MS-Patienten zu niedrig: Hausärzte zurückhaltend beim Impfen
      Der Impfschutz bei Multipler Sklerose (MS) ist besorgniserregend niedrig. Obwohl eine besondere Gefahr für Infektionen besteht, sind Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose häufig nicht entsprechend der Fachempfehlungen geimpft. Eine neue Beobachtungsstudie des Jenaer Uniklinikums identifi...
      Mehr
    • Studie zeigt Zusammenhang zwischen Einsamkeit und schweren Erkrankungen
      Laut Forschern der University of Cambridge und der Fudan Universität sind soziale Beziehungen überlebenswichtig. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Einsamkeit das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes und Infektionen massiv erhöht. Betroffen sind vor allem ältere Menschen....
      Mehr
    • Post-COVID: Kraft- und Ausdauertraining zeigen positive Effekte auf Fatique und Lebensqualität
      Zu den häufigsten und belastendsten Symptomen des Post-COVID-Syndroms (PCS) gehört Fatique. Viele Betroffene berichten zudem über eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit. Ob individualisierte Trainingsprogramme helfen können, untersuchten Wissenschaftler in einer multizentrische, randomisiert...
      Mehr
    • Einsatz von KI bei Erkennung von antibiotikaresistenten Bakterien
      Forschende der Universität Zürich (UZH) haben in einer Pilotstudie erstmals Künstliche Intelligenz (KI) zur Erkennung von antibiotikaresistenten Keimen eingesetzt. Damit ist ein erster wichtiger Schritt gemacht, um GPT-4 zukünftig in die klinische Diagnostik zu integrieren.
      Mehr
    • Genetische Ursachen für krankhafte Veränderungen von Blutgefäßen
      Das Risiko für neurovaskuläre Erkrankungen wie zum Beispiel den Schlaganfall steigt vor allem im Alter. Der Potsdamer Physiologe Prof. Dr. Salim Seyfried und ein Forscherteam konnten nun in einer Studie die Ursache für eine solche Gefäßerkrankung, die zerebrale kavernöse Malformation (CCM),
      Mehr
    • SMA: Nutzen von höherer Nusinersen-Dosierung durch Studie belegt
      Positive Topline-Daten zur zentralen Kohorte der Phase-2/3-Studie DEVOTE (Teil B) hat das Pharmaunternehmen Biogen jetzt bekannt gegeben. DEVOTE untersucht die Sicherheit und Wirksamkeit einer höheren Dosierung von Nusinersen in dieser Gruppe von symptomatischen, unbehandelten Säuglingen mit spinale...
      Mehr
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 09.02.2025 - 09:14): http://www.neuromedizin.de/Studien/Neuer-vielversprechender-Ansatz-zu-Behandlung-der-Alzheimer-.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239