Verlust der neuronalen Synchronie nach schwerer Sepsis
Patienten, die eine schwere Sepsis oder einen septischen Schock überlebt haben, entwickeln im Folgenden nicht selten neuropsychologische Störungen, die allerdings in gewissem Maße auch reversibel sein können. Eine Forschergruppe der Hans-Berger-Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Jena und des Jenaer „Center for Sepsis Control & Care (CSCC)“ sind kürzlich in einer Studie der Frage nachgegangen, ob dies durch einen Verlust der neuronalen Synchronie bedingt ist. Teilnehmer der Studie waren 36 Überlebende einer schweren Sepsis oder eines septischen Schocks. Sie alle wurden mittels Magnetresonanztomographie 3 Mal innerhalb von 12 Monaten nach der Entlassung von der Intensivstation untersucht. Dabei analysierten die Forscher die Antworten der Patienten auf die sogenannten SSVEP (= steady state visual evoked potentials) unter Verwendung von Photographien der Familie und fremder Personen. Die Sepsis-Überlebenden wiesen oszillatorische Defizite in Form einer beeinträchtigten Antwort auf die periodische visuelle Stimulation auf. Dabei waren die oszillatorischen Defizite und die neuropsychologischen Beeinträchtigungen der Patienten, die im Rahmen des DemTect-Fragebogens ermittelt wurden, streng miteinander assoziiert. Die weiteren Untersuchungen ergaben, dass die eingeschränkten Antworten auf die visuellen Reize sowohl während der Präsentation der Familienbilder als auch beim Vorzeigen von Photos fremder Personen zu beobachten waren. Im direkten Vergleich zeigte sich dann jedoch, dass die Antwort auf den nicht-familiären Stimulus zwar nicht im akuten Stadium nach der Sepsis, dafür aber im weiteren Follow-up signifikant geringer war als die Antwort auf den familiären Reiz. Die Forscher schließen aus diesen Ergebnissen, dass die Verarbeitung der Bilder fremder Personen ein umfangreicheres neuronales Netzwerk benötigt, und im Falle einer Störung dieses Netzwerkes seine Komplexität nicht aufrecht erhalten werden kann. Das Fazit der Experten aus Jena: Bei Patienten, die eine schwere Sepsis oder einen septischen Schock überlebt haben, kommt es wohl im Folgenden zu einem Verlust der neuronalen Synchronie. Diese, so die Wissenschaftler, kann zwar bis zu einem gewissen Grad wieder hergestellt werden, komplexere Netzwerke scheinen jedoch beeinträchtigt zu bleiben.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 17.05.2025 - 17:06): http://www.neuromedizin.de/Weiteres/Verlust-der-neuronalen-Synchronie-nach-schwerer-Sepsis.htm
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