Ursachen für affektive Störungen bei chronischer Fibromyalgie und neuropathischen Schmerzen
Patienten mit chronischen Schmerzen weisen häufig Begleiterkrankungen, wie Angstsymptome und Depressionen, auf. Dies kann die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich schwer beeinträchtigen. Bislang gibt es offenbar keine wissenschaftlich ausreichende Erklärung für diese Assoziation. Vermutet wird allerdings, dass eine Störung des schmerzverarbeitenden Systems im Bereich des Hirnstammes hierfür verantwortlich ist. Um den Zusammenhang zwischen chronischen Schmerzzuständen und dem Auftreten affektiver Störungen näher zu analysieren, untersuchten nun Wissenschaftler des Department of Neurology, Danish Pain Research Centre, Aarhus University Hospital, Dänemark, im Rahmen einer Studie 30 Patienten mit neuropathischen Schmerzen, 28 Personen mit einer Fibromyalgie und 26 vergleichbare gesunde Kontrollpersonen auf Anzeichen einer Angsterkrankung oder einer Depression hin. Anwendung fanden hier verschiedene Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen zur Erfassung von Angst und Depressionen, zur Bewertung bestehender Angstzustände und zur Einschätzung der Schwere einer Depression (Self-rated Symptom Checklist-92, Doctor-rated Hamilton Depression Scale, Self-rated Major Depression Inventory, Doctor-rated Hamilton Anxiety Scale und Self-rated Anxiety Inventory). Zusätzlich wurde mittels des krankheitsübergreifenden Messinstrumentes SF-36 (= 36-Item Short Form Survey Instrument) die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Studienteilnehmer erfasst. Die Auswertung aller gesammelten Daten ergab, dass die Schmerzpatienten mit Fibromyalgie und neuropathischen Schmerzen deutlich häufiger zusätzlich unter Angst- und Depressionssymptomen litten als die gesunden Kontrollpersonen. Insgesamt waren diesbezüglich die Ergebnisse der aktuellen Studie jedoch weniger eindeutig als die früherer Untersuchungen zum Thema. Nur wenige Patienten mit chronischen Schmerzen erfüllten tatsächlich die diagnostischen Kriterien für eine manifeste Depression, und zwar nur 3,3 Prozent in der Gruppe mit neuropathischen Schmerzen und 7,1 Prozent bei den Studienteilnehmern mit einer Fibromyalgie. Trotz vergleichbarer Schmerzintensität der Probanden konnte schließlich nur bei den Fibromyalgie-Patienten ein Zusammenhang zwischen den Schmerzen und mentalen Symptomen nachgewiesen werden. Diese Studienergebnisse deuten darauf hin, dass bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen und Patienten mit einer Fibromyalgie offenbar jeweils unterschiedliche Mechanismen für die Entstehung von affektiven Störungen verantwortlich sind, so die Autoren.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 29.04.2024 - 21:52): http://www.neuromedizin.de/Weiteres/Ursachen-fuer-affektive-Stoerungen-bei-chronischer-Fibromyal.htm
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