Die Verschlechterung der Sehkraft ist eine schwerwiegende Komplikation der tuberkulösen Meningitis. Wissenschaftler des Department of Neurology, Chhatrapati Shahuji Maharaj Medical University, Uttar Pradesh, Lucknow, Indien, sind kürzlich der Frage nachgegangen, welche Prädiktoren es für visuelle Störungen bei Patienten mit einer tuberkulösen Meningitis gibt und welche Prognose die Betroffenen haben. Hierzu untersuchten sie bei 101 erwachsenen Tuberkulosepatienten mit einer Gehirnhautentzündung ein halbes Jahr lang in regelmäßigen Abständen die Sehfähigkeit und das Ausmaß körperlicher Beeinträchtigungen. Zudem fertigten die Forscher zu Beginn der Studie sowie am Ende der Beobachtungszeit nach sechs Monaten kontrastmittelverstärkte MRT-Aufnahmen des Kopfes an. Von den 101 Patienten wiesen 74 zu Beginn der Untersuchung eine normale Sehkraft auf, 27 Studienteilnehmer sahen nur noch sehr schlecht oder waren bereits erblindet. Insgesamt 13 Patienten verstarben während des sechsmonatigen Studienzeitraums. Von den 88 Überlebenden hatten nach Ablauf der sechs Monate noch 68 Patienten ein gutes Sehvermögen, in 11 Fällen war die Sehkraft nur noch schlecht und 9 waren erblindet. Folgende Prädikatoren für einen drohenden Verlust der Sehfähigkeit konnten ausgemacht werden: Papillenödem, kraniale Nervenlähmungen, erhöhter Eiweißgehalt der Zerbrospinalflüssigkeit (>1g/l) und eine im MRT sichtbare optochiasmatische Arachnoiditis. Anzeichen für eine Erblindung waren ebenfalls Papillenödem, kraniale Nervenlähmungen, erhöhter Eiweißgehalt der Zerebrospinalflüssigkeit (>1g/l) und eine optochiasmatische Arachnoiditis, aber zusätzlich noch die Abnahme der Sehschärfe (<6/18), ein Stadium II oder III der tuberkulösen Meningitis sowie das Vorhandensein eines optochiasmalen Tuberkuloms. Gegen Ende der Studie waren insgesamt 27 Patienten tot oder schwer körperlich geschädigt. Prädiktoren für einen tödlichen Erkrankungsverlauf oder eine massive körperliche Behinderung waren der Sehschärfeverlust, kraniale Nervendefizite, Hemiparesen, ein klinisches Erkrankungsstadium II oder III und ein im MRT erkennbarer Hirninfarkt. Diese Studienergebnissse zeigen, dass es bei etwa einem Viertel aller Patienten mit einer tuberkulösen Meningitis im Erkrankungsverlauf zu einem Verlust oder Einschränkungen der Sehfähigkeit kommt. Die Hauptgründe für einen Sehverlust sind die optochiasmatische Arachnoiditis sowie das optochiasmales Tuberkulom. Kommt es im Rahmen einer tuberkulösen Meningitis zu visuellen Störungen, so ist dies außerdem ein Hinweis auf einen möglicherweise tödlichen Erkrankungsverlauf oder auf ein Outcome mit schweren körperlichen Behinderungen, so die Autoren.
(drs)
Abstract aus Journal of the Neurological Sciences 2010, Vol. 290(1-2), pp. 27-32Zurück zur Startseite