Seltene Ursache einer glossopharyngealen Neuralgie
Bei den nach dem Prager Pathologen Hans von Chiari benannten "Chiari-Malformationen" handelt es sich um verschiedene, häufig mit einem Hydrozephalus einhergehende Veränderungen des Kleinhirns. Symptomatisch tritt die Chiari-Malformation Typ I, bei der es zu einer Verlagerung der Kleinhirntonsillen nach kaudal bis zur Höhe des 1. und 2. Halswirbelkörpers kommt, in der Regel mit Schmerzen im Bereich des Hinterkopfes und der Halswirbelsäule, mit Sensibilitätsstörungen an den Extremitäten, aber auch mit Lähmungen in Erscheinung. Dass auch eine glossopahryngeale Neuralgie alleiniges Anzeichen einer Chiari-Malformation Typ I sein kann, ist hingegen weniger bekannt und in der wissenschaftlichen Literatur nur selten beschrieben. Von einem entsprechenden Fall berichten nun jedoch Wissenschaftler des Department of Neurosurgery, Hospital General Universitario "Gregorio Marañón", Madrid, Spanien, in einer aktuellen Ausgabe des "Journal of Clinical Neuroscience". Es handelte sich um eine 34-jährige Patientin, die sich mit starken, auf der rechten Seite lokalisierten glossopharyngealen Schmerzen vorstellte. Die magnetresonanztomographischen Untersuchungen ergaben eine Chiari-Malformation Typ I mit asymmetrischer Herniation der rechten Kleinhirntonsille. Im Rahmen der sich anschließenden suboccipitalen Kraniektomie und Untersuchung der unteren kranialen Nerven zeigten sich dabei keinerlei vaskuläre Beeinträchtigungen. Nachdem die Patientin hieraufhin 3 Monate lang beschwerdefrei war, kam es jedoch zu einem Rezidiv der glossopharyngealen Neuralgie. Das MRT zeigte eine persistierende Verengung in Höhe des Foramen magnum. Erst durch eine weitere ausgedehnte suboccipitale Kraniektomie und anschließende Resektion der rechten Kleinhirntonsille konnte eine dauerhafte Schmerzfreiheit erreicht werden. Dieser Fall zeigt, dass bei Patienten mit einer unklaren glossopharyngealen Neuralgie auch eine Chiari-Malformation in die differentialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden sollte. Eine Wiederkehr der Schmerzsymptomatik infolge inkompletter knöcherner Dekompression, wie in diesem Fall dargestellt, unterstreicht nach Ansicht der spanischen Wissenschaftler außerdem die hohe Bedeutung der Tonsillektomie bei betroffenen Patienten.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 05.05.2025 - 07:20): http://www.neuromedizin.de/Weiteres/Seltene-Ursache-einer-glossopharyngealen-Neuralgie.htm
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