Mit Fakten oder Furcht in den Corona-Lockdown

Was hat die Menschen motiviert, sich an die Coronaregeln zu halten? Das wurde an der Universität Würzburg wissenschaftlich untersucht – mit einem überraschenden Ergebnis: Es war nicht so sehr die Furcht vor der Ansteckung mit dem Coronavirus und die Angst vor der Covid-19-Erkrankung; es war viel mehr das Wissen um die potenziellen Gefahren, die von dieser Erkrankung ausgehen, sowie fundierte Informationen über die Möglichkeiten, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Aufklärung war demnach ein stärkerer Motivator als die Angst.

„Bleiben Sie zu Hause! Verlassen Sie Ihre Wohnung nur für wirklich dringende Erledigungen! Treffen Sie sich nicht mit Freunden und Verwandten!“ Mit solchen Aufforderungen an die Bevölkerung in Kombination mit entsprechenden Vorschriften und Bußgeldern sollte die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus verhindert werden. So appellierte man wohl eher an das Gefühl als an die Vernunft.

„Eigentlich könnte man erwarten, dass Menschen, die Angst davor haben, sich mit dem neuen Coronavirus zu infizieren und schwer zu erkranken, sich eher an die Vorschriften zur Eindämmung der Coronapandemie halten, verglichen mit Menschen, bei denen weniger Emotionen im Spiel sind“, sagt Grit Hein, Professorin für Translationale Soziale Neurowissenschaften an der Universität Würzburg. Das Erwartete wurde aber nicht bestätigt. „Wir konnten nachweisen, dass Personen, die während der Pandemie stark gefühlsbetont reagierten, nicht unbedingt eher dazu bereit waren, die Sicherheitsvorschriften einzuhalten“, erklärt Matthias Gamer, Professor für Experimentelle Klinische Medizin, ebenfalls an der Uni Würzburg. Wichtiger als Emotionen sind demnach kognitive und soziostrukturelle Variablen.

Für die Studie hat das Forschungsteam die Antworten einer Online-Umfrage im April 2020 unter rund 4.100 Studierenden ausgewertet – gut zwei Drittel waren weiblich, das Durchschnittsalter betrug 22,3 Jahre. Hein und Gamer sind Erstautoren der jetzt veröffentlichten Studie [1].

Originalarbeit

[1] Hein G, et al.: Social cognitive factors outweigh negative emotionality in predicting COVID-19 related safety behaviors.

Quelle: PI Uni Würzburg

(boebue)
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