Lidocain-Pflaster (LP) scheinen bei neuropathischen (NS) und nichtneuropathischen Schmerzen (NNS) vor allem bei Patienten mit einer Allodynie wirksam zu sein. Wissenschaftler vom Facharztzentrum Medicum in Wiesbaden, vom mathematischen Institut in Bayreuth und von der Abteilung für Klinische Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universität Tübingen, versuchten anhand der Krankenakten von 87 Patienten mit NS und NNS, die zusätzlich zur bestehenden Schmerztherapie LP erhalten hatten, Erfolgsprädiktoren der Pflasterbehandlung zu ermitteln. Erfasst wurden die Faktoren Geschlecht, Alter, derzeitige Analgetika, Schmerzlokalisation, unerwünschte Wirkungen und das Vorliegen einer dynamischen Allodynie. Außerdem wurde die Auswirkung der LP auf die Linderung der Schmerzen mit Hilfe eines 5-Punkte-Notenscores bewertet. Nach retrospektiver Auswertung der Daten war bei insgesamt 85,7 Prozent der Schmerzpatienten mit Allodynie (n=28) die LP-Therapie hilfreicher und es bestand eine fast 10-fach höhere Wahrscheinlichkeit auf eine Verbesserung der Situation als bei Patienten ohne dieses gesteigerte Schmerzempfinden (n=59). Bei sehr guter Schmerzreduktion lag in über 60 Prozent der Fälle eine Allodynie vor, bei Nonrespondern in weniger als 10 Prozent. Keinen Einfluss auf das Ergebnis der Therapie hatten das Patientenalter, die Schmerzlokalisation und Begleitmedikation. Im Vergleich zu den Männern (23,1 Prozent) trat eine Besserung tendenziell häufiger bei Frauen (62,5 Prozent) ein, bei welchen wiederum Allodynien auch etwas öfter (39,6 Prozent vs. 43,6 Prozent) nachweisbar waren. Laut den Autoren profitieren Patienten mit Allodynie signifikant öfter von LP, allerdings sind bezüglich der geschlechtsspezifischen Unterschiede noch weitere Untersuchungen nötig.
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Abstract aus der der Nervenarzt, December 2010, Volume 81, Issue 12, pp 1490–1497Zurück zur Startseite