Schon lange ist bekannt, dass ein chronischer und exzessiver Alkoholkonsum auch den Knochenstoffwechsel negativ beeinflussen kann. So ist bei alkoholabhängigen Patienten häufig eine reduzierte Knochenqualität zu beobachten und auch Frakturen heilen oftmals schlechter und mit deutlicher zeitlicher Verzögerung. Chronischer exzessiver Alkoholkonsum kann aber offenbar auch die so genannte Osseointegration beeinträchtigen. Letztere ist ein Begriff aus der Kieferchirurgie, und beschreibt den Verbund zwischen dem lebenden Knochengewebe und der Oberfläche eines belasteten Knochenimplantates. Den Einfluss eines langandauernden und exzessiven Alkoholkonsums auf die Osseointegration haben Wissenschaftler der State University of São Paulo, Brasilien, kürzlich in einer tierexperimentellen Studie näher untersucht. Hierzu teilten sie 35 weibliche, 3 Monate alte Laborratten in 5 Gruppen ein. Gruppe 1 bis 4 erhielt 3, 4, 5 und 6 Monate lang regelmäßig Alkohol verabreicht, in Gruppe 5 waren Kontrolltiere ohne Alkoholzufuhr. Alle Ratten wurden außerdem mit fester Nahrung ad libitum ernährt. Im Alter von 8 Monaten erhielten die Tiere ein Zahnimplantat in den rechten Femur und wurden 1 Monat später eingeschläfert. Die Quantifizierung des prozentualen Anteils des direkten Knochen-Implantat-Kontaktes erfolgte via Histomorphometrie. Zudem bestimmten die Forscher die Kalzium- und Phosphat-Serum-Spiegel der Tiere. Es zeigte sich, dass die Ratten, die über einen längeren Zeitraum Alkohol konsumiert hatten, einen verringerten prozentualen Anteil an direktem Knochen-Implantat-Kontakt aufwiesen als die Tiere ohne Alkoholzufuhr. Besonders deutlich waren die Unterschiede im Bereich der apikalen Implantat-Region. Außerdem führte der chronische Alkoholkonsum zu einem Anstieg der Phosphat-Spiegel im Serum der Ratten. Ein Einfluss des Alkohols auf das Kalzium im Serum war hingegen nicht zu beobachten. Zumindest im Tierversuch hat ein chronischer exzessiver Alkoholkonsum eine Beeinträchtigung der Osseointegration zufolge, so die Forscher.