Chronische Schmerzen nach Thorakotomie: Ein vernachlässigtes Problem?
Patienten, die sich einer Thorakotomie unterziehen mussten, leiden im postoperativen Langzeitverlauf häufig unter chronischen Schmerzen. Nur vereinzelt handelt es sich dabei offenbar um neuropathische Schmerzen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Hôpital Foch in Suresnes, Frankreich, aufgrund einer Studie mit 86 Patienten, bei denen im Zeitraum zwischen Oktober 2007 und März 2008 eine posterolaterale Thorakotomie durchgeführt wurde. Alle Probanden erhielten jeweils ein Jahr nach dem Eingriff einen Fragebogen bezüglich möglicher postoperativer Schmerzen zugesandt und wurden in der darauffolgenden Woche telefonisch kontaktiert. 65 der insgesamt 86 Patienten antworteten. Die Datenauswertungen ergaben eine Prävalenz chronischer Schmerzen von 48 % ein Jahr nach der Thorakotomie. In nur acht Fällen handelte es sich dabei um neuropathische Schmerzen. Der aktuelle, durchschnittliche und maximale Wert auf der Visuellen Analogskala (VAS), auf der das Schmerzempfinden von Patienten einer Zahl zwischen 0 (keine Schmerzen) und 10 (unerträgliche Schmerzen) zugeordnet wird, lag bei 1.1 ± 1.2, 1.3 ± 1.3 bzw. 3.4 ± 1.7. Die weiteren Analysen ergaben, dass Patienten mit chronischen Schmerzen insgesamt etwa 10 Jahre jünger waren und einen deutlich geringeren ASA-Score (ASA, American Society of Anesthesiologists) aufwiesen als Personen, die nach der Thorakotomie nicht unter ständigen Schmerzen litten (ASA-Score = Schema zur Einteilung von Patienten hinsichtlich ihres physischen Status). In Bezug auf mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung chronischer Schmerzen nach einer Thorakotomie konnte festgestellt werden, dass das Alter der Patienten und der ASA-Score negativ und die Anzahl intra- und postoperativ erfolgter Drainagen positiv mit den chronischen Schmerzen korrelierte. Die überwiegende Mehrheit aller betroffenen Patienten war durch die Schmerzsymptomatik in ihrem Alltagsleben beeinträchtigt. Den Schmerz-Experten nach spielen offensichtlich das Lebensalter, der ASA-Score und die Anzahl erfolgter Drainagen, aber auch bestimmte Situationen des täglichen Lebens eine bedeutende Rolle bezüglich der Entstehung chronischer Schmerzen nach einer Thorakotomie. Dieser multifaktorielle Zusammenhang sollte nach Meinung der Wissenschaftler bereits bei Auftreten erster Schmerzsymptome therapeutisch berücksichtigt werden.
(drs)
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