Sedativa können das Risiko für Suizide bei älteren Menschen erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine fallkontrollierte Studie der Gothenburg University in Göteborg, Schweden. Die Wissenschaftler analysierten die Krankenakten von 85 Personen (46 Männer und 39 Frauen) im Alter über 65 Jahren, die sich das Leben genommen hatten. Weitere Informationen sammelten die Forscher durch die Befragung ihnen nahestehender Personen. Zusätzliche 153 vergleichbare Personen bildeten die Kontrollgruppe. Die Krankenakten der Kontrollgruppe wurden ebenfalls ausgewertet, alle Studienteilnehmer der Kontrollgruppe wurden zudem von den Wissenschaftlern im direkten Gespräch befragt. Die so gewonnenen Informationen wurden gemäß der DSM-IV Kriterien aufbereitet, um einen Überblick über die individuelle mentale Verfassung des letzten Monats zu erhalten. Eine erste Auswertung der gesammelten Daten zeigte, dass eine Einnahme von Antidepressiva, Antipsychotika sowie von Sedativa und Hypnotika mit einem erhöhten Suizidrisiko im Zusammenhang stand. Nach Adjustierung auf psychische Störungen, wie Angsterkrankungen und affektiven Störungen, zeigte sich jedoch ein differenzierteres Bild: Antidepressiva, unabhängig welcher Art, konnten mit einem erhöhten Suizidrisiko nicht in Zusammenhang gebracht werden. Das gleiche haben die Forscher für Antipsychotika nach Adjustierung auf psychotische Störungen herausgefunden. Die Einnahme von Sedativa war jedoch mit einem signifikant erhöhten Suizidrisiko assoziiert. Eine Behandlung von Menschen über 65 Jahren mit Sedativa hatte ein um den Faktor 14 erhöhtes Risiko für einen Suizid. Auch nach weiteren statistischen Analysen erwiesen sich Sedativa als unabhängiger Risikofaktor für einen Selbstmord. Hypnotika waren ebenso mit einem erhöhten Suizidrisiko assoziiert. Hier errechneten die Forscher ein viermal so hohes Risiko für einen Suizid. Angesichts der hohen Verschreibungsrate für Sedativa und Hypnotika empfehlen die Forscher eine eingehende Einschätzung des individuellen Suizidrisikos betroffener Personen.