Jugendliche, die wegen schwerer Depressionen mit SSRI´s (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) medikamentös behandelt werden, sollten besonders während der Anfangsphase der Therapie gut überwacht werden. Eine Studie der University of Pittsburgh und weiteren Einrichtungen zufolge besteht vor allem kurz nach der Einleitung einer medikamentösen Therapie mit SSRI bei Jugendlichen eine nicht zu unterschätzende Selbstmordgefahr. Die Wissenschaftler untersuchten 334 Jugendliche mit Depressionen, die auf eine medikamentöse antidepressive Therapie mit einem SSRI nicht ansprachen. Unter randomisierten Bedingungen teilten die Wissenschaftler die Studienteilnehmer in verschiedene Gruppen ein: Während die Teilnehmer der einen Gruppe mit einem anderen SSRI behandelt wurden, erhielten die übrigen Teilnehmer eine medikamentöse Therapie mit Venlafaxin, teils mit einer zusätzlichen Verhaltenstherapie. Zu Studienbeginn berichteten die 181 Teilnehmer der ersten Gruppe spontan über Nebenwirkungen, wie beispielsweise der Drang nach Selbstverletzungen, Verletzungen in suizidaler Absicht sowie Suizidgedanken. Die 153 Teilnehmer der zweiten Gruppe wurden im wöchentlichen Abstand über derartige Ereignisse systematisch befragt. Dabei zeigte sich, dass durch die Befragung wesentlich häufiger kritische Ereignisse zu Tage kamen als ohne. So ermittelten die Forscher für Selbstverletzungen mit suizidaler Absicht einen Anteil von 20,8 Prozent durch systematische Befragungen. Zum Vergleich: Durch spontane Berichte erfuhren die Wissenschaftler nur von 8,8 Prozent dieser Selbstverletzungen. Ähnliches galt auch für die übrigen untersuchten Parameter, wie beispielsweise Suizidabsichten oder -gedanken. Ein Wechsel der medikamentösen Therapie auf Venlafaxin war diesem Teilergebnis der Studie zufolge bei Jugendlichen, die mit besonders ausgeprägten Suizidgedanken auffielen, außerdem mit einer erhöhten Rate von Selbstverletzungen assoziiert. Angesichts dieser Studienresultate empfehlen die Forscher, besonders in der Frühphase der medikamentösen antidepressiven Therapie neben der Analyse des familiären Umfeldes der Jugendlichen eine systematische, regelmäßige Befragung der Patienten durchzuführen, um deren Suizidrisiko zu minimieren.