Jedes Jahr begehen in Deutschland ungefähr 10.000 Menschen Suizid. Damit sterben in Deutschland mehr Menschen durch Selbsttötung als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen zusammen. Die Zahl der Suizidversuche ist weit größer, sie wird auf etwa das Zwanzigfache geschätzt. Fast ein Drittel der Betroffenen versucht es innerhalb eines Jahres erneut.
Zu den sozioökonomischen Folgen von Suizidversuchen liegen in Deutschland kaum Untersuchungen vor, jedoch verursachen Suizidversuche beträchtliche Kosten im Gesundheits- und Sozialsystem und haben weitreichende soziale Konsequenzen, die insbesondere Angehörige, das private Umfeld sowie berufliche Kontexte betreffen.
„Die meisten Menschen nach einem Suizidversuch werden stationär psychiatrisch behandelt“, so PD Dr. Gerd Wagner. Gemeinsam mit seinem Forschungsteam an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Jena hat der Psychologe deshalb ein Behandlungsprogramm entwickelt, das suizidspezifisch und unabhängig von der psychiatrischen Diagnose ist. „Das Ziel unseres strukturierten suizidspezifischen Behandlungsprogramms ist es, das Rückfallrisiko nach einem Suizidversuch deutlich zu senken“, betont Gerd Wagner. „Wenn es sich als entsprechend erfolgreich erweist, kann es einen sehr wirksamen Beitrag zur Suizidprävention leisten.“
In fünf bis sechs psychotherapeutischen Sitzungen stärkt es die Krisenkompetenz. Es hilft den Betroffenen, Risiken zu identifizieren, gezielte Bewältigungsstrategien im Umgang mit Suizidgedanken zu entwickeln, professionelle Hilfe zu ersuchen und anzunehmen. Die nur zwei- bis drei Wochen dauernde Kurzzeitintervention kann nach dem Verlassen der Klinik auch ambulant fortgesetzt werden.
PREVENTS-Studie
Das spezialisierte Programm für die psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung nach einem Suizidversuch wird in einer Studie getestet. Die „PREVENTS-Studie“ hat zum Ziel, die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Versuch zu verringern. Das am Universitätsklinikum Jena koordinierte multizentrische Versorgungsforschungsprojekt startet im kommenden Jahr und wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss mit 1,3 Millionen Euro gefördert.
Quelle: PI Universitätsklinikum Jena