Münchner Forscher entdecken vermutlich neuen MS-Biomarker für frühes Fortschreiten von Behinderung bei Multiple Sklerose

Eine Arbeitsgruppe an der Technischen Universität München (TUM) hat in einem Forschungsprojekt des Krankheitsbezogenen Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) gezeigt, dass erhöhte Werte bestimmter Antikörper im Nervenwasser Anzeichen für eine frühere und schnellere Behinderung sind. Wissenschaftler um Prof. Bernhard Hemmer, Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar der TUM und KKNMS-Vorstand, untersuchten in einer Kohortenstudie Nervenwasserproben von 637 an Multiple Sklerose erkrankten Patientinnen und Patienten, die regelmäßig über vier Jahre lang hinsichtlich ihrer Behinderung untersucht wurden. Die Daten für die Untersuchung lieferte die Nationale MS-Patientenkohorte des Krankheitsbezogenen Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS), in die seit 2010 1.376 Patienten aus 18 Studienzentren eingeschlossen wurden. Ihre Daten und Bioproben werden zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses, ein Jahr später und dann alle zwei Jahre erhoben. Bisher fehlte ein verlässlicher Biomarker, der die Entwicklung des Krankheitsverlaufes von Multipler Sklerose (MS) mit der sehr unterschiedlichen Behinderung vorhersagen konnte.

Bei der Diagnose von MS wird standardmäßig Nervenwasser mit Hilfe einer sogenannten Lumbalpunktion entnommen. Die Arbeitsgruppe konnte nun zeigen, dass erhöhte Werte eines bestimmten Antikörpers im Nervenwasser, dem Immunglobulin G (IgG), mit einem höheren Risiko einer Zunahme der Behinderung in Verbindung stand und zwar unabhängig vom Auftreten von Schüben und von der Behandlung mit verlaufsmodifizierenden Therapien. Die Verschlechterungen traten bei Patienten mit erhöhten Antikörperkonzentrationen im Nervenwasser außerdem zu einem früheren Zeitpunkt auf als bei Patienten mit normalen Antikörperkonzentrationen. Eine erhöhte Antikörperkonzentration im Nervenwasser zeigte eine Bildung dieser Antikörper im zentralen Nervensystem an, was man als intrathekale IgG-Synthese bezeichnet. Vier Jahre nach Studienbeginn hatten 28,4% der Patienten mit intrathekaler IgG-Synthese und nur 18,1% der Patienten ohne sie eine Verschlechterung ihres EDSS-Werts, der das Ausmaß der Behinderung misst.

„Unsere Daten zeigen, dass ein Standard-Laborparameter aus dem Nervenwasser auch für die Abschätzung des längerfristigen Verlaufs von Bedeutung ist. Die Kenntnis solcher Parameter hilft uns, die Prognose des Patienten besser einzuschätzen und damit eine bessere Grundlage für fundierte Therapieentscheidungen zu haben“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Hemmer das Ergebnis der Studie. Verbindungen zwischen anderen Routineliquorparametern und einer Verschlechterung des Behinderungsgrads wurden untersucht, konnten aber nicht gefunden werden.

Original-Publikation:

Association of Intrathecal Immunoglobulin G Synthesis With Disability Worsening in Multiple Sclerosis

Hinweis:

Die in der KKNMS-Kohorte gesammelten Proben und Daten können auf Antrag auch von Forschern außerhalb des Netzwerks genutzt werden. Details zur Nutzung und zum Antrag finden Sie hier .

Diese Informationen wurden aus der KKNMS-Pressemitteilung "Multiple Sklerose: Möglicher Biomarker für frühes Fortschreiten von Behinderung gefunden". (02.05.2019)

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