Parkinson-Patienten leiden häufig unter gastrointestinale Motilitätsstörungen. Hierzu zählen insbesondere die Dysphagie, eine unvollständige Magenentleerung sowie die Obstipation. Wissenschaftlern der Abteilung für Neurologie, Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden, zufolge können diese Symptome, und hier vor allem die Obstipation, der klinischen Diagnose der Parkinson-Krankheit viele Jahre vorausgehen. Die gestörte Magenentleerung ist dabei ein wichtiger Faktor für unvorhersehbare Schwankungen im Rahmen der Erkrankung. Den Wiesbadener Experten nach sind Degenerationen des dorsalen vagalen Nukleus und des intramuralen Plexus im gesamten Intestinum die wahrscheinlichsten Ursachen für diese Störungen. Dabei entwickeln sich diese Degenerationen zeitlich gesehen offenbar deutlich vor der Degeneration der dopaminergen Neurone in der Substantia nigra. Im Rahmen der Diagnostik von gastrointestinalen Motilitätsstörungen bei Parkinson-Patienten kommen heute neben der Anamneseerhebung und der klinischen Untersuchung, der Barium-Breischluck, der Atemtest, ein Magenszintigramm sowie die Kolontransitzeitbestimmung zum Einsatz. Die therapeutischen Möglichkeiten sind allerdings vor allem dann begrenzt, wenn die Motilitätsstörungen den oberen Gastrointestinaltrakt (GIT) betreffen, so die Wissenschaftler. Eine Hypersalivation könne zwar durch Anticholinergika oder Botulinum-Toxin-Injektionen verringert werden, die Motilität des oberen GIT lasse sich hingegen nur mäßig durch die Gabe von Domperidon verbessern. Im Falle einer Obstipation gäbe es eine vielversprechende konservative Therapieoption, und zwar die Verabreichung von Macrogol (Polyethylenglykol). Nach Ansicht der Parkinson-Experten können gastrointestinale Motilitätsstörungen in Zukunft möglicherweise als wichtiger Frühindikator im prämotorischen Stadium der Parkinson-Erkrankung angesehen werden.
(drs)
Abstract aus Journal of the Neurological Sciences 2010, Vol. 289 (1-2), pp. 69-73Zurück zur Startseite