Das Panton-Valentine Leukozidin (PVL) ist ein porenbildendes Toxin des Erregers Staphylococcus aureus und besitzt einen hohen Pathogenitätsfaktor. Es hat eine spezifische lytische Aktivität insbesondere gegen polymorphonukleäre Zellen, Monozyten und Makrophagen und steht in Zusammenhang mit der Entwicklung rezidivierender Abszesse und nekrotisierender Erkrankungen. Die Entstehung eines PVL-assoziierten Hirnabszesses wurde jedoch bisher offenbar noch nicht beobachtet. Wissenschaftler des Hospital Universitario Puerta de Hierro, Universidad Autónoma de Madrid, Madrid, Spanien, berichten aber nun in einem Zeitschriftenbeitrag von einem 34-jährigen Patienten, der sich mit einem rechts parietal gelegenen Hirnabszess und einer Verdickung der Dura mater in enger Nachbarschaft zu einer lytischen Schädelknochenläsion in stationärer Behandlung befand. In der Abszessflüssigkeit konnte der gefährliche Erreger PVL-produzierender Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (PVL-MRSA) nachgewiesen werden. Dank der sofort durchgeführten neurochirugischen Operation und einer adäquaten antibiotischen Behandlung erholte sich der Patient wieder vollständig. Die Wissenschaftler vermuten nun, dass die Ursache des Hirnabszesses eine hämatogene Infektion mit PVL-MRSA war, und zwar via Knocheninfektion und Übergreifen auf die Dura mater und das Gehirnparenchym. Nach Aussage der Autoren ist dies das erste Mal, dass über einen durch PVL-positiven S. aureus verursachten Hirnabszess zu berichten war.