Lässt die Wirksamkeit von Oseltamivir bei H1N1-Influenza nach?
Die klinische Wirksamkeit des Neuraminidase-Hemmers Oseltamvir gegen das Influenza A-Virus H1N1 war in der Grippesaison 2008/2009 offenbar deutlich geringer als in den Jahren zuvor. Dies trifft dabei wohl insbesondere auf das Kinderalter zu und ist möglicherweise auf eine bestimmte genetische Veränderung des Viruses, die so genannte H274Y-Mutation, zurück zu führen. Hiervon berichten Wissenschaftler der Japan Physicians Association, Tokyo Medical Association Building 3F, Chiyoda-ku, Tokyo, Japan, in einem kürzlich publizierten Zeitschriftenartikel. In Rahmen einer Studie isolierten die Forscher bei insgesamt 73 nicht-stationären Patienten, die in der Grippesaison 2007/2008 sowie in 2008/2009 an einer H1N1-Influenza erkrankt waren, unmittelbar vor und vier bis sechs Tage nach Beginn einer Oseltamvirbehandlung das Grippevirus. Im Anschluss hieran führten sie in den Virusisolaten Neuraminidase-Inhibitionsuntersuchungen (IC 50 = mittlere inhibitorische Konzentration) sowie Sequenzanalysen durch. Zusätzlich wurde die Körpertemperatur der Patienten vor, sowie am zweiten, dritten und vierten Tag nach Behandlungsbeginn ermittelt. Es zeigte sich, dass bei keinem der 44 Patienten der Saison 2007/2008 eine H274Y-Virusmutation vorlag. Ganz anders bei den Patienten der Saison 2008/2009: Hier wurde in allen 29 untersuchten Fällen die H274Y-Mutation nachgewiesen. Insgesamt lag dabei die IC 50 vor Beginn der Oseltamivirbehandlung in der Saison 2008/2009 deutlich höher als 2007/2008. Außerdem zeigte sich, dass es sich bei den Patienten mit einer Viruspersistenz nach der Therapie vor allem um Kinder und Jugendliche im Alter von unter 15 Jahren mit einer Oseltamivir-resistenten Virusinfektion handelte und dass diese während der Behandlung auch eine deutlich höhere Körpertemperatur aufwiesen als Patienten im Alter von unter 15 Jahren mit einer Oseltamivir-sensitiven Virusinfektion. Aufgrund der Ergebnisse ihrer Untersuchungen kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass Oseltamivir bei Kindern und Personen mit schweren Grunderkrankungen, die mit dem H274Y-mutierten Influenza A Virus H1N1 infiziert sind, therapeutisch nicht mehr eingesetzt werden sollte.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 05.05.2024 - 21:15): http://www.neuromedizin.de/Weiteres/Laesst-die-Wirksamkeit-von-Oseltamivir-bei-H1N1-Influenza-na.htm
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