Die West-Nil-Virus-Infektion breitet sich seit einigen Jahren insbesondere in den USA rasant aus. Von einer Erkrankung sind zwar überwiegend Erwachsene betroffen, Kinder können jedoch genauso infiziert werden. Die epidemiologischen Daten über die West-Nil-Virus (WNV)-Erkrankung im Kindesalter sind bislang allerdings spärlich. Wissenschaftler der Centers for Disease Control and Prevention, Fort Collins, Colorado, USA, untersuchten deshalb die epidemiologischen Daten von WNV-Fällen bei Kindern im Alter von unter 18 Jahren, die ihnen im Zeitraum zwischen 1999 und 2007 gemeldet wurden und verglichen die Erkrankungsmerkmale mit denen von neuroinvasiven WNV-Infektionen bei Erwachsenen. Die Forscher registrierten in der genannten Zeit insgesamt 1478 kindliche WNV-Erkrankungen. 443 (30%) von ihnen wurden als neuroinvasive WNV-Erkankungen klassifiziert. Bei 1009 Kindern (68%) lag das WNV-Fieber vor und in den übrigen 26 Fällen (2%) war die klinische Symptomatik unbekannt. Drei der neuroinvasiven Erkrankungen endeten tödlich. Die weitere Datenauswertung ergab, dass der Beginn der Erkrankungen in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle (92%) zwischen den Monaten Juli und September lag. Insgesamt lag der Anteil an kindlichen neuroinvasiven WNV-Erkrankungen nur bei 4% aller zwischen 1999 und 2007 gemeldeten Fälle. Die mittlere jährliche Inzidenz betrug den Berechnungen zufolge demnach 0.07 pro 100.000 Kinder. Am häufigsten manifestierte sich die neuroinvasive WNV-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen in Form einer Meningitis. Bei älteren Erwachsenen hingegen zeigte sich vor allem das klinische Bild einer Enzephalitis. Angesichts dieser Untersuchungsergebnisse sollte vor allem bei Kindern, die in endemischen Gebieten während eines saisonalen Ausbruchs von WNV-Infektionen fieberhafte Erkrankungen, eine Meningitis und unter Umständen auch eine Enzephalitis oder akute Lähmungserscheinungen aufweisen, eine WNV-Erkrankung künftig verstärkt in die differentialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden, so die Autoren.