ADHS: Junge Autofahrer mit erhöhtem Unfallrisiko im Straßenverkehr

US-Wissenschaftler des Children's Hospital of Philadelphia haben in einer aktuell veröffentlichen Langzeitstudie das Verhalten von Heranwachsenden mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Straßenverkehr untersucht. Dafür wurden von Jugendlichen mit einem neuen Führerschein detaillierte Aufzeichnungen zu Unfällen und Verkehrsvergehen analysiert. Es stellte sich heraus, dass ein deutlich erhöhtes Risiko eines Unfalls und Verstöße beim Autofahren aufgetreten sind.

Verhalten veränderbar

Im Rahmen der Studie konnten von den Forschern die Arten von Unfällen und Vergehen bei risikoreichen Fahrverhaltens bestimmt werden, zu denen Personen mit ADHS eher neigen. Dazu gehört betrunkenes Fahren, Fahren ohne Sicherheitsgurt und zu hohe Geschwindigkeit. Da dieses Verhalten veränderbar ist, legen die in "Pediatrics" veröffentlichten Ergebnisse nahe, dass Ärzte und Familien mit dieser Risikogruppe ein sicheres Fahrverhalten üben und so ihr Unfallrisiko reduzieren sollten. Für die retrospektive Studie wurden die Aufzeichnungen von 14.936 Jugendlichen ausgewertet, die in den sechs Children's Hospital of Philadelphia (CHOP)-Primärversorgungspraxen in New Jersey medizinisch behandelt wurden. Sie hatten zwischen Januar 2004 und Dezember 2014 einen Führerschein erhalten. Die elektronischen Patientenakten wurden mit Aufzeichnungen zu den ausgestellten Führerscheinen, Verkehrsvergehen sowie polizeilich gemeldeten Unfällen kombiniert. In dieser Gruppe wurden 1.769 Jugendliche identifiziert, bei denen in der Kindheit ADHS diagnostiziert worden war. Sie erhielten ihre vorläufige Fahrerlaubnis während der Laufzeit der Studie. Ihre Ergebnisse bei Unfällen wurden mit jenen von Fahrern ohne diese Krankheit verglichen.

Alkohol großes Problem

Obwohl das Unfallrisiko bei allen Fahranfängern erhöht ist, zeigte sich, dass es im ersten Monat bei Fahrern mit ADHS um 62 Prozent höher war. In den ersten vier Jahren war es um 37 Prozent erhöht. Dabei spielte es keine Rolle, in welchem Alter sie den Führerschein gemacht hatten. Autofahrer mit ADHS waren zusätzlich häufiger in bestimmte Arten von Unfällen verwickelt. Dazu gehörten das Fahren mit Mitfahrern, Unfälle durch fehlerhaftes Verhalten mit einzelnen Fahrzeugen sowie Unfälle mit Verletzungen und Alkohol. Bei Alkohol war das Risiko 109 Prozent höher als bei Personen ohne ADHS.

Mehr Verkehrsvergehen

Die Verkehrsvergehen waren ebenfalls erhöht. 37 Prozent wurden im ersten Jahr für eine Verkehrsübertretung bestraft. Bei während der Fahrt begangenen Vergehen lag dieser Wert bei fast 27 Prozent. Bei nicht erkrankten Gleichaltrigen lag er bei 25 respektive 18 Prozent. Fahrer mit ADHS begingen mehr Vergehen mit Alkohol und Drogen sowie Verstöße während der Fahrt. Dazu gehörten zu hohe Geschwindigkeit, der Verzicht auf den Sicherheitsgurt und die Nutzung elektronischer Geräte. Diese Quote war im ersten Jahr um 3,5 Mal so hoch. Innerhalb der ersten vier Jahre mit Führerschein war sie um das 1,5-Fache erhöht. Laut Schätzungen der Centers for Disease Control and Prevention wurde in den USA bei 6,1 Mio. Kindern zwischen zwei und 17 Jahren ADHS diagnostiziert.

Laut Forschungsleiterin Allison E. Curry zeigen die Resultate auf, dass mehr als derzeit in Hinblick auf Empfehlungen für Medikamente und einen späteren Führerscheinerwerb getan werden sollte. Jedoch seien weitere Studien nötig, um objektiv festzustellen, ob und wie dieses Verhalten das Unfallrisiko beeinflusst.

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Quellen-URL (abgerufen am 18.04.2024 - 10:55): http://www.neuromedizin.de/Weiteres/ADHS--Junge-Autofahrer-mit-herhoehtem-Unfallrisiko-im-Strass.htm
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