Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe führt jedes Jahr eine bundesweite repräsentative Befragung zu Einstellungen und Erfahrungen zur Depression in der Bevölkerung durch. Das jetzt veröffentlichte Deutschland Barometer Depression 2020 untersuchte die Folgen für psychisch Erkrankte durch die Corona-Maßnahmen. An der Umfrage nahmen 5.178 Personen zwischen 18 und 69 Jahren aus einem repräsentativen Online-Panel teil. Es zeigte sich, dass Menschen mit Depression zwar nicht mehr Angst hatten, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren als die Allgemeinbevölkerung, der Lockdown aber deutlicher belastender empfunden wurde. Dies spiegelte sich auch nach Beendigung des Lockdowns wider. Im Juli 2020 wurde die Situation von immerhin 68 % der depressiv Erkrankten als bedrückend angesehen, in der Allgemeinbevölkerung jedoch nur von 36 %.
Massive Einschnitte in der Versorgung psychisch kranker Menschen
Weiterhin führten die Corona-Maßnahmen zu massiven Einschnitten in der Versorgung von psychisch erkrankten Menschen. So berichteten 48 % der Befragten von ausgefallenen Behandlungsterminen beim Facharzt oder Psychotherapeuten während des Lockdowns, bei jedem zehnten konnte ein geplanter Klinikaufenthalt nicht stattfinden. „Depression ist eine schwere, oft lebensbedrohliche und dringend behandlungsbedürftige Erkrankung. Hochgerechnet auf die Bevölkerung in Deutschland haben mehr als zwei Millionen depressiv erkrankte Menschen eine Einschränkung ihrer medizinischen Versorgung mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen durch die Corona-Maßnahmen erlebt.“, so Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt/Main.
Mehr Akzeptanz bei digitalen Behandlungsangeboten
Aufgrund der Versorgungslücke durch Corona erhielten Ärzte und Psychotherapeuten im Frühjahr 2020 die Möglichkeit, Videosprechstunden oder telefonische Behandlungen bei den Krankenkassen abzurechnen. Die Behandlungsangebote per Telefon oder per Video wurden von 14 % der Patienten während der Corona-Zeit genutzt, was wiederum im Zeitverlauf eine größere Akzeptanz digitaler Angebote bedeutet. Beim ersten Deutschland-Barometer Depression 2017 sahen 40 % der depressiv Erkrankten Online-Programme als hilfreiche Unterstützung an, jetzt sind es 55 %. Auch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes nahmen in dieser Zeit ab (von 70 % auf 55 %).
Gefördert wird die bundesweit repräsentative Befragung durch die Deutsche Bahn Stiftung.
Quelle: Pressemitteilung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, 10.11.2020