Patientinnen und Patienten, die psychotherapeutisch behandelt werden, leiden oft unter so einem starken Druck, dass sie die Therapie beenden wollen. Forscher und Absolventen der Hochschule Darmstadt (h_da) haben unter Leitung von Prof. Dr. Bernhard Humm vom Fachbereich Informatik der h_da eine App entwickelt, die mittels Machine Learning drohende Therapieabbrüche voraussehen kann. Psychologinnen und Psychologen sollen dadurch in die Lage versetzt werden, die Problematik der Therapie rechtzeitig anzusprechen, um einen Abbruch zu vermeiden. Die App erlaubt es Patientinnen und Patienten, über ihr Smartphone Fragen zu ihrem aktuellen seelischen Zustand zu beantworten. Sie helfen, den Therapieverlauf zu überwachen, zu analysieren und anzupassen. Zudem ermöglicht die Software das Führen eines digitalen Tagebuchs. Der lernende Algorithmus verarbeitet die Eingaben der Patientinnen und Patienten, um Muster zu erkennen, die den Therapieabbrüchen zugrunde liegen. Über die Software-Architektur ist der Schutz der sensiblen Daten sichergestellt. Die App trennt die Patientennamen von den medizinischen Daten und speichert keine persönlichen Angaben. Trotzdem können sich Patienten und Therapeuten die Auswertung in der Therapiesitzung gemeinsam ansehen. Genutzt wird die App inzwischen von der Klinik für Psychiatrie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main sowie von einer psychosomatischen Klinik im kanadischen Vancouver.

Das Land Hessen hat das Projekt bis Ende 2018 mit 300.000 Euro für Personal- und Sachkosten aus dem Forschungsförderungsprogramm LOEWE unterstützt. Wegen des großen gegenseitigen Nutzens wird die hessisch-badische Zusammenarbeit von Psychologen und Informatikern fortgeführt. Das Konsortium plant einen Antrag auf Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), um die Entwicklung einem größeren Patientenkreis zugänglich zu machen.

Quelle: PI Hochschule Darmstadt (h-da)