Der psychoaktive Wirkstoff Salvinorin A, ein potenter, selektiver Kappa-Opioid-Agonist und Bestandteil der Pflanze Salvia divinorum ("Aztekensalbei") aus der Familie der Lippenblütler, hat in den letzten Jahren als illegale "Freizeitdroge" immer mehr an Popularität gewonnen. Der Konsum von Salvinorin A scheint trotz unterschiedlicher Pharmakodynamik offenbar eine ähnliche Reaktion hervorzurufen wie die bekannten klassischen Halluzinogene. Dies fanden Wissenschaftler vom Department of Psychiatry and Behavioral Sciences der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore, USA, im Rahmen einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit vier psychisch und physisch gesunden Erwachsenen heraus. Die Studienteilnehmer mussten jeweils 16 aufsteigende Dosen zwischen 0,375 μg und 21 μg Salvinorin A pro Kilogramm Körpergewicht inhalieren. Anschließend wurden die Auswirkungen über einen Zeitraum von einer Stunde jeweils alle zwei Minuten mittels verschiedener Fragebögen (Mystik Scale, Hallucinogen Rating Scale) beurteilt und mit vier Personen aus der Placebo-Gruppe verglichen. Die Auswertung der Daten ergab eine zeit- und dosisabhängige Wirkweise, die bereits nach zwei Minuten ihren Höhepunkt erreicht hatte und etwa 20 Minuten nach der Inhalation wieder abgeklungen war. Dabei erhöhten sich weder die Herzfrequenz noch der Blutdruck der Probanden signifikant. Die Teilnehmer berichteten von intensiven Erfahrungen wie z. B. von Störungen des vestibulären und interozeptiven Systems (Veränderung der räumlichen Orientierung, Druck auf den Körper) sowie von ungewöhnlichen und manchmal wiederkehrenden Themen wie Kindheitserinnerungen, Comic-ähnlichen Bildern oder Kontakt mit Wesen. Laut den Autoren scheint Salvinorin A ein Profil der selektiven Wahrnehmung hervorrufen zu können, das dem klassischer Halluzinogene sehr ähnlich ist und mystische Effekte beinhaltet.