Bisher größte weltweite Analyse zur Entstehung der Bipolaren Störung erschienen

Rund ein Prozent aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer bipolarer Störung, die aufgrund der auslösenden extremen Stimmungsschwankungen von „Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“, auch manische Depression genannt wird. Doch welche genetischen Faktoren tragen zur Entstehung der bipolaren Störung bei? Mit dieser Frage haben sich weltweit ca. 320 ForscherInnen u. a. von der Icahn School of Medicine New York, der Universität Oslo und dem Universitätsklinikum Bonn, in einer Studie beschäftigt. Als Risikofaktoren gelten frühkindliche traumatische Erfahrungen, aber auch der Konsum von Drogen. Die ExpertInnen schätzen allerdings, dass 60 bis 85 Prozent der Erbanlagen für die Krankheit verantwortlich sind. Vermutet wird, dass Hunderte von Genen beteiligt sind. „Wir kennen davon bislang aber nur einen kleinen Teil“, erklärt Jun.-Prof. Dr. Andreas Forstner, einer der leitenden Autoren der Studie, vom Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn.

DNA-Lexikon

Für die Studie wurden mehr als 40.000 Betroffene und 370.000 Kontrollen untersucht. Das internationale Konsortium durchsuchte dazu die DNA der mehr als 400.000 Probanden nach Auffälligkeiten. Dadurch konnten die WissenschaftlerInnen Erbgut-Regionen identifizieren, die vermutlich zu der Erkrankung beitragen. Auf diese Weise wurden 64 Genorte gefunden, die mit der bipolaren Störung in Verbindung stehen. „33 von Ihnen waren bislang unbekannt“, so Prof. Dr. Markus Nöthen, Leiter des Instituts für Humangenetik.

Mögliche Risikofakoren

Weiterhin verglichen die ForscherInnen zudem ihre Entdeckungen mit den Ergebnissen von Studien, die nach genetischen Grundlagen bestimmter Verhaltensweisen suchen. Es zeigte sich, dass auch Faktoren wie Rauchen oder ein problematischer Alkoholkonsum das Risiko für eine bipolare Störung deutlich erhöhen können. Diese nachgewiesenen Zusammenhänge zwischen bestimmten Verhaltensweisen und der bipolaren Störung müssen allerdings noch in weiteren, großen Studien untersucht werden, meint Jun.-Prof. Forstner.

Die Ergebnisse waren nur durch die Zusammenarbeit von rund 320 Forschenden in einem internationalen Konsortium (Psychiatric Genomics Consortium) möglich. Neben den Bonner Wissenschaftlern beteiligten sich als deutsch-schweizerischer Verbund unter anderem auch das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim (Prof. Dr. Marcella Rietschel), das Klinikum der Universität München (LMU, Prof. Dr. Thomas G. Schulze) und das Universitätsspital Basel (Prof. Dr. Sven Cichon) an den Analysen. Prof. Nöthen ist an der Universität Bonn Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich „Leben und Gesundheit“ sowie Mitglied im Exzellenzcluster ImmunoSensation.

Quelle: PI Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 17.5.2021

Originalarbeit: Genome-wide association study of more than 40,000 bipolar disorder cases provides new insights into the underlying biology

(bd)
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