Menschen, die unter Multipler Sklerose (MS) leiden, weisen meist eine Reihe körperlicher Beeinträchtigungen und Behinderungen auf. Dass dabei der Grad der Behinderung möglicherweise ein Risikofaktor für eine Depression sein könnte, haben Wissenschaftler von der Neuropsychologie Unit am Spedali Civili of Brescia, Italien, nach einer Studie mit 255 MS-Patienten und 166 gesunden Kontrollpersonen herausgefunden. Die Studienteilnehmer wurden mit dem sogenannten "Beck Inventory-Fast Screen" (BDI-FS), einem Fragebogen zur Selbsteinschätzung depressiver Symptome, befragt. Bei allen Probanden mit einem BDI-FS-Wert ≥ 4 wurde zusätzlich untersucht, ob sie neuropsychologisch beeinträchtigt waren. Zur Beurteilung des Ausmaßes der Behinderung der MS-Patienten wurde die sogenannte "Expanded Disability Status Scale" (EDSS) herangezogen. Mit dieser Einteilung werden verschiedene funktionelle Systeme überprüft, bei denen es krankheitsbedingt z. B. zu Lähmungen, Sprach- und Schluckstörungen, Inkontinenz oder Funktionseinschränkungen beim Sehen kommen kann. Die Auswertung der Daten ergab, dass depressive Symptome bei den an Multipler Sklerose erkrankten Probanden deutlich schwerwiegender und häufiger auftraten als bei der Kontrollgruppe. Als einziger Prädiktor für eine Depression bei den MS-Patienten konnte ein EDSS-Grenzwert von 3,5 identifiziert werden. Der BDI-FS-Score war bei der MS-Gruppe jedoch nicht mit den neurophysiologischen Beeinträchtigungen assoziiert. Auch eine Fatigue-Symptomatik stand in keinem Zusammenhang mit der Aufmerksamkeit, den exekutiven Funktionen, der Gedächtnisleistung oder den BDI-FS-Werten der MS-Patienten. Laut den Autoren scheint bei Menschen mit Multipler Sklerose das Ausmaß der körperlichen Beeinträchtigungen mit dem Auftreten von Depressionen zu korrelieren.
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Abstract aus Neurol Sci. 2011 May 19. (Epub ahead of print)Zurück zur Startseite