Dass ein akuter Schwindel im Kindesalter zentrale Ursachen hat, ist glücklicherweise eher selten. Dennoch sollte diese Möglichkeit immer in die differentialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden. Dies zeigt erneut eine vor Kurzem von Wissenschaftlern der Universität von Genf in der Schweiz in der Zeitschrift „Neuropediatrics“ publizierte Kasuistik. Es wird von einem 7-jährigen Jungen berichtet, der nach einem leichten Schädeltrauma einen Drehschwindel zusammen mit Übelkeit und Erbrechen entwickelte. Eine zunächst vermutete posttraumatische periphere vestibuläre Störung konnte in den otoneurologischen Untersuchungen nicht bestätigt werden. Als jedoch leichte neurologische Auffälligkeiten auftraten, wurde unmittelbar eine MRT-Untersuchung des Gehirns durchgeführt. Hier zeigte sich überraschender Weise ein kleiner Hirninfarkt im lateralen posterioren linken Bereich der Medulla oblongata des Hirnstammes, welches wiederum typisch für das sogenannte Wallenberg-Syndrom war. Das Wallenberg-Syndrom ist ein Hirnstamminfarkt im Bereich der dorsolateralen Medulla oblongata, der meist durch einen Verschluss der A. cerebelli inferior posterior (PICA) verursacht wird. Die Gefäßbildgebung bei dem Kind wies allerdings keine pathologischen Befunde auf, so dass die Ätiologie des Infarktes letztendlich unklar blieb. Dennoch wurde eine prophylaktische ASS-Therapie eingeleitet. Daraufhin verschwanden die Schwindelsymptome prompt und auch 6 Monate später war kein Rezidiv zu verzeichnen und die neurologischen Untersuchungen blieben unauffällig. Dieser Fall zeigt, dass bei einem akuten Schwindel im Kindesalter, wenn auch selten, ein Hirnstamm-Infarkt für die Symptomatik verantwortlich sein kann, so die Wissenschaftler.