Diabetische Ketoziadose kann bei Kleinkindern zu kognitiven Einschränkungen führen

Eine schwere diabetische Ketoziadose (DKA) kann sich bei Kindern auf die Gehirnentwicklung auswirken. Das geht aus den Ergebnissen einer Studie hervor, die im Fachmagazin „Diabetes Care“ veröffentlicht wurde1. In der Studie untersuchten amerikanische Forscher die Daten von 144 Kindern mit Typ-1-Diabetes im Alter von vier bis 10 Jahren. Hierzu wurden zu Beginn der Untersuchungen und nach 18 Monaten von den Kindern ein Hirnscan und kognitive Tests durchgeführt und die Ergebnisse verglichen. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Schwere der Ketoziadose, dem Gehirnwachstum und den kognitiven Leistungen. „Die Studie zeigt, dass gerade im Kleinkindalter ein starker Insulinmangel und die dadurch bedingte Übersäuerung im Blut Folgen auf die Gehirnentwicklung und auf die Lern- und Konzentrationsfähigkeit haben kann“, erklärt Privatdozent Dr. med. Thomas Kapellen, Vorsitzender der AG Pädiatrische Diabetologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) aus Leipzig. Um mögliche Folgeschäden zu vermeiden, ist den Forschern zufolge eine frühzeitige Diagnose bei Kindern mit Typ-1-Diabetes notwendig. Dies ist gerade in der jetzigen Corona-Zeit wichtig, in der klassische Symptome wie beschleunigte Atmung fehlgedeutet werden können und dadurch die richtige Diagnose erst zeitverzögert gestellt werden kann, warnt Dr. Kapellen.

So hat kürzlich eine JAMA-Publikation aus Deutschland gezeigt, dass sich die Rate einer Ketoazidose bei Diabetesmanifestation von Kindern und Jugendlichen während des Corona-Lockdowns verdoppelt hat2. „In dieser Zeit bekam fast jedes zweite Kind eine verspätete Diagnose“, resümiert Professor Dr. med. Reinhard Holl, Mitautor der Studie und Koordinator des DPV-Registers. Kleinkinder waren besonders betroffen. Neben Fehlinterpretationen der Symptomatik durch Eltern oder Ärzte lasse sich dies auch auf die Angst vor der Ansteckung mit COVID-19 in Arztpraxen und Kliniken zurückführen.

Die DDG weist auf die Notwendigkeit hin, Kinder mit Typ-1-Diabetes frühzeitig zu diagnostizieren und ihre Stoffwechsellage engmaschig zu kontrollieren, um mögliche Folgeschäden durch schwere Ketoziadosen zu vermeiden.

Quelle: Pressemitteilung der DGG, 29.10.2020

Literatur:

1Aye, T et al., Impact of Early Diabetic Ketoacidosis on the Developing Brain, Diabetes Care Publish Ahead of Print, published online December 20, 2018 https://doi.org/10.2337/dc18-1405

2Kamrath, C., Ketoacidosis in Children and Adolescents With Newly Diagnosed Type 1 Diabetes During the COVID-19 Pandemic in Germany

(bd)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 19.04.2024 - 19:09): http://www.neuromedizin.de/Neuropaediatrie/Diabetische-Ketoziadose-kann-bei-Kleinkindern-zu-kognitiven-.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239