Zwangsstörung: Weltweit erste OP mit wegweisendem neuem Hirnschrittmacher erfolgreich

Hirnschrittmacher werden seit etwa 10 Jahren für die Therapie von Zwangserkrankungen eingesetzt. Die der Erkrankung zugrunde liegende übermäßige Nervenaktivität soll durch die elektrische Simulation normalisiert und die Symptome der Zwangsstörung gelindert werden, allerdings geben die bisherigen Modelle dabei aber nur Signale an das Gehirn ab. Die neue Variante hingegen misst auch aktiv die Gehirnaktivität, zeichnet diese auf und kann bei bestimmten Signalen gezielt Impulse abgeben. Seit Ende Januar 2020 ist der neuartige Hirnschrittmacher zur Therapie zugelassen und zeigt bei der ersten Patientin bereits Erfolg. „Dabei ist er derzeit noch nicht einmal vollständig aktiviert. Alleine die Anwesenheit der Elektroden im Gehirn bewirkt schon eine Besserung“, so Professor Dr. Jürgen Schlaier, der als neurochirurgischer Leiter des Zentrums für Tiefe Hirnstimulation am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) den Schrittmacher bei der ersten Patientin implantiert hat. "Wir versprechen uns von der Therapie mit dem neuartigen Gerät eine gezieltere Reaktion auf die Gehirnaktivität und damit eine effektivere Behandlungsmöglichkeit für unsere Patienten", sagt Professor Schlaier.

„Momentan befinden wir uns in der Lernphase“, so Professor Dr. Berthold Langguth, Chefarzt im Zentrum für Allgemeinpsychiatrie II der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am medbo Bezirksklinikum. „Die Patientin trägt ein Gerät bei sich, das mit ihrem Smartphone verbunden ist. Innerhalb einer App kann sie so ganz einfach täglich oder auch mehrmals am Tag ihren aktuellen psychischen Zustand eingeben. Der Schrittmacher zeichnet dann die entsprechende Gehirnaktivität auf.“ Anhand der Datenauswertung nach ca. 6 Wochen wird dann der Schrittmacher individuell auf die Gehirnaktivität der Patientin eingestellt. „Die Justierung ist äußerst komplex. Schon eine minimale Abweichung der Stimulation durch den Schrittmacher kann zu unerwünschten Nebeneffekten wie beispielsweise einer Verstärkung des Angstgefühls führen.“ erklärt Professor Langguth. So kann es bis zu einem Jahr dauern bis alle Elektroden des Schrittmachers richtig eingestellt sind. Sollte sich herausstellen, dass der Schrittmacher nicht den gewünschten Erfolg bringt, kann der Schrittmacher jederzeit deaktiviert werden und auch die operative Entfernung des Gerätes ist möglich. 

Quelle: PI des Universitätsklinikums Regensburg 

(bd)
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