Picksche Krankheit: Aminoglykosid-Antibiotika macht Mutationen rückgängig

Ein internationales Forscherteam entdeckt neuen therapeutischen Weg für die Behandlung der frontotemporalen Demenz (Pick-Krankheit). Dies zeigen Studienergebnisse einer Proof-of-Concept-Studie, bei der Wissenschaftler des britischen Department of Molecular and Cellular Biochemistry und dem Department of Pathology der University of California in San Francisco zusammengearbeitet haben. Die auch frontotemporale Demenz oder Morbus Pick genannte Krankheit zerstört den Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns. Darunter leidet, anders als etwa beim Alzheimer, weniger das Gedächtnis. Es kommt stattdessen zur Veränderung der Persönlichkeit und der sozialen Verhaltensweisen. Begleiterscheinungen sind Sprach- und Schreibstörungen. Das Team um Haining Zhu und sein Team haben mutierte Gehirnzellen im Labor mit Aminoglykosiden behandelt. Aminoglykoside, ein Antibiotikum, ist ein Kandidat im Kampf gegen die Demenzkrankheit Morbus Pick. Diese befällt Menschen meist vor dem Erreichen des 60. Lebensjahrs, oft schon im Alter von 40 Jahren. Allein in Deutschland leiden darunter ca. 40.000 Patienten.

Labortests mit Gentamicin und G418

Das neu angewandte Verfahren machte die Mutation rückgängig, sodass die Produktion von Progranulin wieder begann. "Wir fanden heraus, dass die Zugabe einer winzigen Menge Aminoglykoside die zellurare Mechanik austrickste", so Matthew Gentry, Co-Autor der Studie. Speziell gelang das mit den Aminoglykosiden Gentamicin und G418. Beide erwiesen sich als gleich wirksam. Die Progranulin-Produktion erreichte 50 bis 60 Prozent des Normalwertes.

Proteinmangel löst Demenz aus

Bei einem Teil der Kranken hat eine Mutation stattgefunden, die die Produktion des Proteins Progranulin verhindert. Auch wenn die Wirkungsweise noch weitgehend unerforscht ist, ist eines bekannt: Der Mangel wird mit der Pickschen Krankheit in Verbindung gebracht. Die beteiligten Forscher, darunter auch Vertreter der University of California San Francisco, glauben, dass dieses Ergebnis den Weg zur Entwicklung von Medikamenten ebnet. Bisher gibt es keine Therapiemöglichkeit für diese tückische Krankheit. Im nächsten Schritt soll die Behandlungsmethode an Mäusen erprobt werden. Parallel dazu sollen die Nebenwirkungen der Präparate verringert werden. „Wenn wir die richtigen Ressourcen und Ärzte für die Arbeit finden, können wir dieses Medikament möglicherweise für andere Zwecke einsetzen. Dies ist ein frühes Stadium der Studie, aber es liefert einen wichtigen Beweis für das Konzept, dass diese Aminoglykosid-Antibiotika oder ihre Derivate ein therapeutischer Weg für frontotemporale Demenz sein können“, sagte Zhu weiter.

Gentamicin ist zwar von der Food and Drug Administration (FDA) als Medikament zugelassen, wegen der Nebenwirkungen allerdings nur in stark eingeschränktem Umfang.

Die Krankheit ist nach ihrem Entdecker benannt, dem Prager Neurologen Arnold Pick, der sie 1892 beschrieb.

(pte/map)
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