Menschen mit kardialer Hypertrophie haben eine dünnere Großhirnrinde und Schädigungen der weißen Substanz. Dieser Zusammenhang zwischen Herz und Gehirn zeigt sich bereits, bevor das Herz infolge von Überlastung, z. B. durch Hypertonie, an Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen schwer erkrankt.
Es gilt schon länger als gesichert, dass die kardiale Hypertrophie ein wichtiger Risikofaktor für den Abbau kognitiver Fähigkeiten ist. Ob dies auch mit einer veränderten Hirnstruktur zusammenhängt, haben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald geprüft. Und tatsächlich beobachteten sie, dass sich die krankhaften Veränderungen in Herz und Gehirn gemeinsam entwickeln.
Die Wissenschaftler untersuchten für ihre Arbeit keine Patienten, sondern 1.602 Personen aus der Allgemeinbevölkerung im Alter zwischen 21 und 82 Jahren, die an der Study of Health in Pomerania (SHIP) teilnahmen und in der Anamnese weder einen Herzinfarkt noch eine eingeschränkte Pumpfunktion hatten [1].
Von diesen Personen analysierten sie die Daten von Ultraschalluntersuchungen des Herzens und MRT-Aufnahmen des Gehirns. Dabei fanden sie heraus, dass Studienteilnehmer mit kardialer Hypertrophie tendenziell eine dünnere Großhirnrinde aufwiesen. Auch die weiße Substanz zeigte dann mehr Läsionen. Diese Beziehung war unabhängig von Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes.
Die Studien-Autoren werden sich diese Daten jetzt genauer anschauen und fokussieren dabei auf Veränderungen der Großhirnrinde zwischen den Erhebungszeitpunkten. „Durch solche Verlaufsuntersuchungen können wir viel darüber lernen, welche Veränderungen mit zunehmendem Alter normal sind und welche nicht“, erklärt Privatdozent Dr. Martin Bahls vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf Forschung (DZHK) an der Universitätsmedizin Greifswald, Mitautor der Studie, in einer DZHK-Mitteilung.
[1] Frenzel S, et al.: Cardiac Hypertrophy is Associated with Advanced Brain Aging in the General Population.
Quelle: PI DZHK, 20. Oktober 2021