Epileptische Anfälle durch abstraktes Denken?
Es gibt bekanntlich so genannte Reflexepilepsien. Dies sind Epilepsien mit Anfällen, die vor allem durch bestimmte Reize oder Bedingungen in der Umwelt hervorgerufen werden. Dass in diesem Zusammenhang sogar abstraktes Denken ein Reiz sein kann, der Anfälle auslöst, ist möglicherweise vielen Menschen bislang nicht bekannt gewesen. Japanische Wissenschaftler des National Defense Medical College in Saitama berichten in einem Fachzeitschriftenartikel von einem 46-jährigen Mann, der jedes Mal, wenn er "Shogi" (japanisches Schach) spielte, myoklonische Anfälle entwickelte. Um herauszufinden, welche kritischen Gedankenvorgänge im Gehirn des Patienten für die Krampfanfälle verantwortlich waren, zeichneten die Forscher, während der Patient verschiedenen neuropsychologischen Tests unterzogen wurde, die entsprechenden Anfälle mittels EEG auf. Es zeigte sich, dass nur während eines einzigen Tests myoklonische Anfälle auftraten, und zwar während des so genannten WCST-Tests (Wisconsin Card Sorting Test). Bei diesem Verfahren werden dem Patienten vier Karten mit verschiedenen geometrischen Formen unterschiedlicher Anzahl und Farbe vorgelegt und der Proband muss eine fünfte Karte einer der vier anderen Karten zuordnen. Ein spezielles krankhaftes EEG-Muster war außerdem wiederholt bei einem bestimmten Intelligenztest zu beobachten. Untersuchungen z. B. zum Rechenvermögen und zur räumlichen Vorstellungskraft hingegen ergaben normale Befunde. Diese Untersuchungsergebnisse deuten nach Meinung der Forscher darauf hin, dass alleine abstraktes Denken unabhängig von anderen Vorgängen im Gehirn die epileptischen Anfälle bei dem Patienten auslöste. Die Reflexepilepsie des Mannes ist demnach möglicherweise eine Untergruppe der nicht-verbalen durch bestimmte Denkvorgänge ausgelösten Anfälle, so die Experten.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 19.05.2024 - 05:52): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Epileptische-Anfaelle-durch-abstraktes-Denken.htm
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