ESC-2018 Kongressbericht: Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure - Vorbeugung von Herzinfarkten oder Schlaganfall
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In München tagen derzeit beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) 31.000 Wissenschaftler, Forscher und Experten aus der aus 150 Ländern, einem der weltweit größten Medizinkongresse überhaupt. Kongress-Themen sind sämtliche Gesichtspunkte der modernen Herz-Medizin: Von der Verbreitung von Herz-Kreislauf-Krankheiten über Risikofaktoren und Prävention, bis hin zu den medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien, inklusive aller bahnbrechenden Innovationen in diesen Bereichen. Der Kongress bietet auch eine eindrucksvolle Leistungsschau der deutschen Herz-Medizin und kardiologischen Versorgung.

Ein aktuelles Kongressthema ist die Adhärenz von Patienten, die niedrig dosierte Acetylsalicylsäure („Aspirin“) zur Vorbeugung von Herzinfarkten oder Schlaganfall einnehmen. Diese nimmt mit der Zeit ab, womit das Risiko steigt, eine dieser Krankheiten zu erleiden. Eine Verbesserung der Therapietreue kann dazu beitragen, das Risiko einer durch eine eingeschränkte Durchblutung der Gefäße bedingten („ischämischen“) Herz-Kreislauf-Erkrankung zu senken. Das berichten Forscher aus Deutschland und den USA, nachdem sie systematisch 79 wissenschaftliche Studien unterschiedlichen Typs ausgewertet hatten, auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC), der derzeit in München stattfindet. Allerdings steigert sich bei Therapieabbrüchen das Risiko.

Acetylsalicylsäure in Dosierungen von bis zu 325 Milligramm pro Tag – also weniger als in der Schmerzbehandlung üblich – wird häufig zur Vorbeugung von ischämischen Herz- oder Gehirnerkrankungen sowie von Darmkrebs eingesetzt. Ein Team um den Epidemiologen Dr. Pareen Vora (Bayer AG, Berlin) hat jetzt die vorliegende Literatur zur Therapietreue analysiert. In den ausgewerteten kontrollierten klinischen Studien zeigte sich eine Therapietreue von 72,5 bis 85,7 Prozent in der Primärprävention, also bei Patienten, die noch kein Herz-Kreislauf-Ereignis hatten. Bei Patienten, die bereits ein Ereignis hatten und einem neuerlichen vorbeugen wollten (Sekundärprävention), betrug die Therapietreue 69 bis 88 Prozent. Beobachtungsstudien berichteten von Therapieabbrüchen von bis zu 10 Prozent im ersten Jahr, von 20 bis 35 Prozent nach zwei Jahren und von bis zu 65 Prozent im dritten bis fünften Jahr.

22 Studien untersuchten die unterschiedlichen Risiken von therapietreuen und nicht therapietreuen Patienten. 21 davon fanden heraus, dass Therapietreue ein signifikant reduziertes Risiko bei zumindest einer Erkrankungsart, also Herzinfarkt oder Gehirnschlag, hatten. Eine große kontrollierte klinische Studie mit Männern, die noch keinen Herzinfarkt hatten, berichtete bei therapietreuen Patienten von einem um 51 Prozent verringerten Herzinfarkt-Risiko. Die zuverlässige langfristige Einnahme von Acetylsalicylsäure führt also zu signifikant besseren Verläufen.

Quellen:

ESC Abstract 89673; Vora et al.: A systematic review of adherence to preventative lowdose aspirin therapy and its effects on ischaemic vascular outcomes

Poster Session 1: Risk factors and prevention

(map/b&k)
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Quellen-URL (abgerufen am 23.08.2025 - 22:38): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/ESC-2018-Kongressbericht--Niedrig-dosierte-Acetylsalicylsaeu.htm
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