Beeinflusst eine HIV-Infektion den Verlauf und das Outcome eines Morbus Parkinson?
Französische Wissenschaftler der Service de Neurologie, Fondation Adolphe de Rothschild in Paris sind kürzlich im Rahmen einer retrospektiven monozentrischen Fall-Kontrollstudie (1:2) der Frage nachgegangen, ob eine HIV-Infektion den Verlauf, die Therapie und das Outcome von infizierten Patienten mit einem idiopathischen Morbus Parkinson beeinflusst. Teilnehmer waren 15 HIV-infizierte Parkinson-Patienten mit nachhaltiger Virus-Suppression und immunologischer Rekonstitution aus einer Referenzgruppe von 9.847 Personen mit einer HIV-Infektion. Die Probanden wurden über einen Zeitraum von 12 Jahren (2002-2013) bei einem durchschnittlichen Follow-up von 6,5 Jahren evaluiert. Die Analysen der Forscher ergaben, dass die Parkinson-Prävalenz bei den HIV-Patienten insgesamt gesehen etwa genauso hoch war wie die in der Allgemeinbevölkerung. Hinsichtlich des Erkrankungsbeginns, der klinischen Merkmale und des therapeutischen Vorgehens waren beide Gruppen miteinander vergleichbar. Darüber hinaus zeigte sich, dass eine rasch effektive Dopamin-Ersatztherapie (DRT) von den HIV-Patienten gut toleriert wurde, und zwar ohne Interaktionen mit der kombinierten antiretroviralen Therapie oder Auswirkungen auf eine Virus-Evasion. Gegen Ende des Follow-ups konnten die Forscher feststellen, dass die HIV-infizierten Parkinson-Patienten einen im Vergleich zu den Personen mit Morbus Parkinson ohne HIV-Erkrankung signifikant niedrigeren motorischen UPDRS (= Unified Parkinson Disease Rating Scale)-Punktwert und ein niedrigeres Hoehn- und Yahr-Stadium sowie geringeren Handipark-Scale-Score aufwiesen, und zwar unter derselben täglichen DRT-Therapie. Bei einem HIV-Patienten wurde sogar mit großem Erfolg eine tiefe Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus durchgeführt. Eine HIV-assoziierte Parkinson-Erkrankung ist dem idiopathischen Morbus Parkinson sehr ähnlich, weist aber einige Merkmale auf, die darauf schließen lassen, dass es eine HIV-induzierte Adaptation der dopaminergen Neurone gibt, so die Forscher. Letzteres könnte zu einem Ausgleich des Parkinson-induzierten neuronalen Verlustes führen. Festzuhalten bleibt den Wissenschaftlern nach, dass eine HIV-Infektion wohl keinen negativen Einfluss auf das Outcome eines idiopathischen Morbus Parkinson hat.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 23.04.2024 - 10:41): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Beeinflusst-eine-HIV-Infektion-den-Verlauf-und-das-Outcome-e.htm
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