MRT-Spuren in der Hirnanatomie zeigen die Einzigartigkeit bei jedem Menschen

Die Iris-Struktur und oder Fingerabdrucke beim Menschen sind einzigartig: Mit ihm lässt sich die Identität einer Person zweifelsfrei feststellen. So identifizieren Behörden, Polizei oder bei Unternehmen mittels Sicherheits-Check die Identität. Wie aber sieht es mit der Schaltzentrale in unserem Kopf aus? Kann man anhand bestimmter anatomischer Merkmale des Gehirns auf die Person schließen, der das Organ gehört? Diese interessante Frage hat sich eine Arbeitsgruppe um den Neuropsychologen Prof. Dr. Lutz Jäncke, Forscher an der Universität Zürich (UZH), gestellt. Denn bereits in früheren Studien konnte Jäncke zeigen, dass individuelle Erfahrungen und Lebensumstände die Anatomie des Gehirns beeinflussen.

MRT liefert Basis für Berechnungen

3-Hirnscans

Um von der Vermutung zur Gewissheit zu gelangen, untersuchte Prof. Jäncke mit seinem Forscherteam die Gehirne von knapp 200 gesunden älteren Personen mittels Magnetresonanztomografie und zwar dreimal während eines Zeitraums von zwei Jahren. Berechnet wurden über 450 neuroanatomische Merkmale, darunter auch sehr allgemeine wie das Gesamtvolumen des Gehirns, die Dicke der Hirnrinde oder das Volumen der grauen und weißen Substanz. Für jede der 191 Personen konnten die Wissenschaftler schließlich eine individuelle Kombination von neuroanatomischen Kennwerten ausmachen, wobei die Identifikationsgenauigkeit selbst bei den sehr allgemeinen neuroanatomischen Kennwerten bei über 90 Prozent lag.

Bild: Links und rechts je drei Hirnscans (Ansichten: vorne, Seite und oben) von Zwillingen im Vergleich. Die Furchen und Wülste verlaufen bei den beiden Personen unterschiedlich. / Bild: Lutz Jäncke, UZH

Kombination von Lebensumständen und Genetik

«Mit unserer Studie konnten wir bestätigen, dass das Gehirn des Menschen sehr individuell aufgebaut ist», kommentiert Lutz Jäncke die Ergebnisse. «Offenbar beeinflusst die Kombination von genetischen und nicht-genetischen Einflüssen nicht nur die Funktionsweise des Gehirns, sondern auch dessen Anatomie.» Dass MRT-Scans den verbreiteten Fingerabdruck bei der Personenerkennung zukünftig ersetzen könnte, ist dennoch unwahrscheinlich. Dazu sind MRT-Untersuchungen zu teuer und aufwändig im Vergleich zum bewährten und einfach zu messenden Fingerabdruck, so Prof. Jäncke weiter.

Fortschritt in den Neurowissenschaften

In den Studienresultaten spiegelt sich für Jäncke nicht zuletzt die große Entwicklung in seinem Fachgebiet: «Noch vor 30 Jahren ging man davon aus, dass das menschliche Gehirn bloß wenige oder gar keine individuellen Merkmale aufweist. Eine Personenerkennung aufgrund neuroanatomischer Merkmale lag außerhalb des Vorstellbaren.» Doch die Magnetresonanztomografie hat sich inzwischen stark verbessert, ebenso wie die Software zur Auswertung digitalisierter Hirnscans – «Fortschritte, dank denen wir heute eines Besseren belehrt sind», so Jäncke.

Originalarbeit:

Identification of individual subjects on the basis of their brain anatomical features. Scientific Reports, April 4, 2018.

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Quellen-URL (abgerufen am 20.04.2024 - 16:16): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Radiologie/MRT-Spuren-in-der-Hirnanatomie-zeigen-die-Einzigartigkeit-be.htm
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