Diffusionstensor-Bildgebung eignet sich zur Differentialdiagnose zwischen bipolarer Erkrankung und Major-Depression
Bislang gibt es wohl keinen geeigneten Biomarker, um bei Patienten ohne eine eindeutige Manie eine bipolare Erkrankung differentialdiagnostisch von einer Major-Depression abzugrenzen. Wissenschaftler des Department of Psychiatry, Nara Medical University in Kashihara, Japan, sind in diesem Zusammenhang kürzlich in einer Studie mithilfe der Diffusionstensor-Bildgebung der Frage nachgegangen, ob es bei Personen mit einer bipolaren Erkrankung und bei Patienten mit einer Major-Depression Unterschiede in der Mikrostruktur der weißen Hirnsubstanz gibt. Studienteilnehmer waren 16 Patienten mit einer bipolaren Erkrankung, 23 Personen mit einer gemäß der DSM-IV-TR-Kriterien diagnostizierten Major-Depression und 23 gesunde Kontrollpersonen. Um festzustellen, ob es signifikante Unterschiede bezüglich der fraktionellen Anisotropie zwischen den einzelnen Gruppen gibt, kamen die Analysen der Voxel-basierten Morphometrie (VBM) zum Einsatz. Der Studienzeitraum erstreckte sich von August 2011 bis Juli 2015. Die Forscher fanden bei den Patienten mit der bipolaren Erkrankung im Vergleich zu den Personen mit der Major-Depression eine deutliche Verringerung der Werte der fraktionellen Anisotropie im vorderen Teil des Corpus callosum, die unabhängig vom affektiven Status der Patienten war. Im Vergleich zu den gesunden Personen war diese Abnahme mit einem Anstieg der Werte der radialen Diffusivität assoziiert. Mittels der fraktionellen Anisotropie gelang es den Forschern, bei allen Patienten eine bipolare Erkrankung von einer Major-Depression zu unterscheiden, und zwar mit einer Klassifikationsrate von 76,9 %. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass Patienten mit einer bipolaren Erkrankung sowohl in der depressiven als auch in der euthymischen Phase mikrostrukturelle Anomalien im Bereich der Corpus callosum aufweisen, so die Autoren. Den Experten zufolge könnte dies zu einer Verschlechterung des Austausches emotionaler Informationen zwischen den beiden Hirnhemisphären führen und letztendlich in einer emotionalen Dysregulation resultieren. Das Fazit: Die Diffusionstensor-Bildgebung eignet sich möglicherweise als differentialdiagnostisches Tool für die bipolare Erkrankung und die Major-Depression.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 19.04.2024 - 18:31): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Radiologie/Diffusionstensor-Bildgebung-eignet-sich-zur-Differentialdiag.htm
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