Eine maligne Transformation des per se gutartigen Kraniopharyngeoms ist ein vergleichsweise seltenes Ereignis. In einem Beitrag der Zeitschrift „World Neurosurgery“ berichten nun jedoch Wissenschaftler der Capital Medical University in Beijing, China, von einer 30-jährigen Patientin mit einem Kraniopharyngeom, die unter einer seit 5 Monaten bestehenden Amenorrhoe litt und ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Im MRT zeigte sich eine neue bislang noch nicht aufgetretene solide Komponente des Kraniopharyngeoms. Die junge Frau wurde insgesamt 3 Mal operiert. Die pathologischen Untersuchungen der Resektate ergaben, dass sich der Tumor maligne verändert hatte. Nach der dritten Operation analysierten die Forscher in diesem entarteten Fall sowie in Proben von 9 gutartigen Kraniopharyngeomen die Expression des Ki67-Antigens, des Tumorsuppressors p53, des VEGF (= Endothelwachstumsfaktor) sowie des MMP-9 (= Matrix-Metalloprotease 9). Immunhistochemische Analysen zeigten, dass der Ki-67-Index in dem bösartigen Kraniopharyngeom deutlich höher war als in den gutartigen Tumoren. Das Ki67-Antigen ist ein sogenannter Proliferationsmarker. Doch auch die p53-, MMP-9- und VEGF-Proteinspiegel waren in der malignen Neoplasie höher als bei den gutartigen Kraniopharyngeom-Fällen. Trotz aller Bemühungen starb die Patientin an den Folgen ihrer Tumorerkrankung. Patienten mit einem hohen Ki-67-Index sowie hohen p53-, MMP-9- und VEGF-Proteinspiegeln und einer neuen soliden Komponente eines Kraniopharyngeoms könnten von einer aggressiven Behandlung und einer engmaschigen Überwachung profitieren, so die Wissenschaftler.
(drs)
Abstract aus World Neurosurg 2016; 88: 690.e1-5Zurück zur Startseite