Ein Zen-Garten ist meditative Kunst durch das Arrangieren natürlicher Materialien. Dieses Prinzip hat Michael Grab in die dritte Dimension erweitert. Seit 2009 baut der inzwischen in den USA lebende Kanadier Steinskulpturen in der freien Natur. „Gravity Glue“, der Name seines Projekts, ist dabei Programm: Die Schwerkraft ist der einzige Klebstoff, der seine Werke zusammenhält – kaum zu glauben, wenn man die Spitze auf Spitze gesetzten, wie senkrechte Perlenschnüre aufgereihten Felsbrocken, auf dem Kopf stehenden Steinpyramiden oder Wildbäche überspannenden Brücken aus abgerundeten Kieseln betrachtet. Grab baut seine Werke in mühsamer Feinarbeit und dokumentiert die vergänglichen Ergebnisse ebenso wie deren Entstehungsprozess in Fotos und Videos. Der Weg ist für ihn dabei so wichtig wie das Ziel: Das Balancieren und Austarieren der Bausteine erfordert nicht nur Feingefühl und Geschick, sondern ist zugleich eine Meditationsübung in der Stille, hilfreich, die eigene Mitte zu finden. Dieses Prinzip vermittelt Grab mittlerweile auch in Performances und Workshops.
(mmh)
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