Morbus Parkinson: Neu entwickelter FluoReSyn-Biomarker hat großes Potenzial für die klinische Forschung und Diagnostik

Göttinger Forschern des Centers for Biostructural Imaging of Neurodegeneration (BIN) der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist es gelungen, einen Biosensor zu entwickeln, mit dem die Übertragung des hαSyn Proteins nachvollzogen werden kann. In der kürzlich veröffentlichten Studie beschreiben die Wissenschaftler unter Leitung von Dr. Felipe Opazo (BIN) und Prof. Dr. Silvio O. Rizzoli, Direktor des Instituts für Neuro- und Sinnesphysiologie (UMG), die Entwicklung des Biosensors „Fluoreszierender Reporter für humanes αSyn“, kurz FluoReSyn. Das menschliche Protein alpha-Synuklein (hαSyn) ist ein physiologisches Protein, das vornehmlich in Nervenzellen zu finden ist. Es ist an der Entstehung verschiedener neurodegenerativer Erkrankungen beteiligt, wie der Parkinson-Erkrankung, der Lewy-Body Demenz und der Multisystematrophie. Im Zuge dieser Erkrankungen kann hαSyn größere unlösliche Aggregate (Verklumpungen) bilden, die zu einem Absterben der betroffenen Nervenzellen im Gehirn führen. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass diese toxischen Aggregate durch einen Mechanismus von einer Nervenzelle zur nächsten Nervenzelle weitergegeben werden, die dem bei Prion-Erkrankungen ähnelt. Wie genau dieser Prozess vonstatten geht, wird in der Grundlagenforschung jedoch kontrovers diskutiert.

Neuer Biosensor FluoReSyn

Bisher genutzte Nachweisverfahren zum Aufspüren der hαSyn-Übertragung basieren entweder auf genetischer Manipulation des Proteins oder Vormarkierung durch fluoreszenzierende Marker. Diese Verfahren stehen in der Kritik, weil sie die physiologische Struktur des hαSyn Proteins verändern, und so eine Beeinträchtigung der natürlichen Funktion und gegebenenfalls auch der Lokalisation dieses Proteins bedeuten können. Das Team um Dr. Opazo verwendete Antikörper von Alpakas, die aufgrund ihrer geringen Größe auch als „Nanobodies“ bezeichnet werden. Versehen mit einem fluoreszierenden Molekül erhalten sie die einzigartige Fähigkeit, als „Reporter“ in lebenden Zellen eingesetzt werden zu können. Mittels dieser Technologie wurde in der vorliegenden Studie der Biosensor FluoReSyn charakterisiert. Dieser ist in der Lage, den Eintritt von externen hαSyn-Proteinen (Übertragung) in eine Zelle sichtbar zu machen. Somit wird es möglich, hαSyn dosisabhängig nachzuweisen. Mit Zellen, die FluoRe-Syn stabil produzieren, gelang es den Wissenschaftlern, den Übertritt einer übertragbaren Form von hαSyn aus dem Nervenwasser (Cerebrospinalflüssigkeit) von Parkinson-Patienten nachzuweisen.

Alapaka-Antikörper

BU: Das Opazo-Labor entwickelt neue Sonden aus Alpaka-Antikörpern (so genannte Nanokörper), die als Werkzeuge in den Neurowissenschaften und der Superauflösungsmikroskopie eingesetzt werden sollen.
Foto: Opazo, BIN

Biosensor FluoReSyn ein wertvolles Instrument zur Untersuchung der Übertragung von menschlichem alpha-Synuklein 

Die vorgestellten Ergebnisse belegen, dass der neue Biosensor FluoReSyn ein wertvolles Instrument zur Untersuchung der Übertragung von menschlichem alpha-Synuklein werden kann, und somit ein großes Potenzial für die klinische Forschung und Diagnostik besitzt. Erstmals lässt sich mit dem neuen Biosensor in kultivierten Nervenzellen und im Tiermodell verlässlich die Übertragung des hαSyn-Protein beobachten. Der Biosensor ist damit als Werkzeug geeignet, um molekulare Mechanismen hαSyn-assoziierter neurodegenerativer Erkrankungen zu entschlüsseln. 

Originalveröffentlichung:

A nanobody-based fluorescent reporter reveals human α-synuclein in the cell cytosol. NAT COMMUN, 2020

Quelle: PI UMG, 17. Juli 2020

 

 

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