Langzeitstudie: Obstruktive Schlafapnoe kann Risikofaktor für Alzheimer sein- Zusammenhang nachgewiesen

Im "American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine" wurden jetzt Ergebnisse einer Langzeitstudie von Wissenschaftlern der New York University School of Medicine zum Zusammenhang Obstruktive Schlafapnoe (OSA) und Alzheimerrisiko veröffentlicht. Laut den Autoren leiden rund fünf Mio. ältere US-Amerikaner an Alzheimer. OSA ist allerdings in den USA noch weiter verbreitet. Betroffen sind je nach Definition der Krankheit 30 bis 80 Prozent der Senioren. Laut dem Forschungsleiter Ricardo S. Osorio haben bereits mehrere Studien Hinweise darauf geliefert, dass Schlafstörungen bei Menschen mit einem Alzheimer-Risiko zu Amyloid-Ablagerungen beitragen und den kognitiven Abbau beschleunigen können. Bisher sei es jedoch schwierig gewesen, eine Kausalität für diese Zusammenhänge zu überprüfen, da beide Erkrankungen über gemeinsame Risikofaktoren verfügen und häufig auch gemeinsam auftreten.

Ziel der aktuellen Studie war es, die Zusammenhänge zwischen der Schwere einer OSA und den Veränderungen der Biomarker für Alzheimer zu untersuchen. Biomarker für Beta-Amyloid, jenen plaquebildenden Peptiden, die mit Alzheimer in Verbindung stehen, nehmen bei Senioren mit OSA im Laufe der Zeit und im Verhältnis zur Schwere der Erkrankung zu. Daher verfügen Personen mit mehr Apnoen pro Stunde auch über eine größere Amyloid-Ansammlung im Gehirn.

Man wollte ermitteln, ob Amyloid-Ablagerungen bei älteren gesunden Teilnehmern mit dieser Krankheit zunehmen. Die 208 Teilnehmer waren zwischen 55 und 90 Jahre alt. Ihre kognitiven Fähigkeiten waren laut Standardtests und klinischen Beurteilungen normal. Keiner der Teilnehmer wurde an ein Schlafzentrum überwiesen, nutzte eine kontinuierliche Überdruckbeatmung, war depressiv oder litt an einer Krankheit, die die Gehirnfunktion beeinflussen könnte.

Die Forscher führten Lumbalpunktionen durch, um die löslichen Beta-Amyloid-Werte in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit festzustellen. Mittels Positronen-Emissionstomographie wurden die Amyloid-Ablagerungen bei einem Teil der Teilnehmer direkt im Gehirn gemessen. Die veröffentlichen Studienergebnisse zeigen, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer an einer obstruktiven Schlafapnoe litt. 36,5 Prozent waren leicht betroffen. Bei 16,8 Prozent lag eine mittlere bis schwere Erkrankung vor. Vom Sample nahmen 104 Personen an einer zwei Jahre laufenden Längsschnittstudie teil. Sie ergab einen Zusammenhang zwischen der Schwere der Schlafapnoe und der Abnahme der Beta-Amyloid-42-Werte im Verlauf der Zeit. Die Studienautoren betonen, dass diese Ergebnisse mit der Zunahme der Amyloid-Ablagerungen im Gehirn übereinstimmen. Diese Ergebnisse wurden durch die Teilnehmergruppe bestätigt, bei der eine Positronen-Emissionstomografie durchgeführt wurde. Sie ergab eine Zunahme der Amyloid-Belastung.

Nicht bestätigt wurde, dass die Schwere der Schlafapnoe einen kognitiven Verfall bei gesunden älteren Erwachsenen vorhersagt. Laut dem Mitautor Andrew Varga von der Icahn School of Medicine dürften diese Veränderungen daher in den vorklinischen Stadien von Alzheimer auftreten. Der Zusammenhang zwischen Amyloid-Belastung und Kognition ist wahrscheinlich nicht linear und hängt von zusätzlichen Faktoren ab. Die Forscher gehen davon aus, dass eine Behandlung der Schlafapnoe den kognitiven Verfall und das Entstehen einer Demenz hinauszögern könnte.

(pte/map)
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Quellen-URL (abgerufen am 26.08.2025 - 05:48): http://www.neuromedizin.de/Studien/Langzeitstudie--Obstruktive-Schlafapnoe-kann-Risikofaktor-fu.htm
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