Stigmatisierung durch metaphorische Verwendung von "Schizophrenie"
An Schizophrenie erkrankte Menschen werden in der Öffentlichkeit und in den Medien häufig stigmatisiert und diskriminiert. Dies geschieht meist durch die metaphorische Verwendung des Begriffs "Schizophrenie" und die Gleichsetzung der Diagnose mit Gewalt und Aggression. Dies fanden Wissenschaftler vom Department of Experimental Medicine an der Second University of Naples, Italien, heraus, indem sie im Rahmen einer Studie den Gebrauch des Wortes "Schizophrenie" in 1.087 Artikeln aus 22 italienischen Zeitungen prüften. Für die Analyse wurden die Internetseiten der Zeitungen nach Beiträgen, die 2008 veröffentlicht wurden und die "Schizophrenie" und "schizophren" enthielten, durchsucht und im Hinblick auf ihre metaphorisch diskriminierende bzw. nicht-metaphorisch diagnostische Bedeutung analysiert. Nach Auswertung der Daten zeigte sich, dass die beiden Wörter weit häufiger als Metapher (73,7 Prozent) gebraucht wurden als für die erkrankten Menschen (19,2 Prozent) oder die psychische Störung (7,1 Prozent). Die 801 metaphorischen Verwendungen fanden sich in Kategorien wie Inkohärenz, Widerspruch und Spaltung (85,1 Prozent), Gefährlichkeit und Aggressivität (4,4 Prozent) sowie Exzentrizität und Merkwürdigkeit (10,5 Prozent). 117 von 209 Artikeln über Menschen mit einer diagnostizierten Schizophrenie wurden im "News-Bereich" aufgeführt, darunter 57 im Zusammenhang mit Tötungsdelikten, 17 mit Körperverletzung durch die Person und 33 handelten von Übergriffen auf die Erkrankten. Die Daten bestätigen die Ergebnisse früherer Studien, die gezeigt haben, dass in den Medien überproportional negativ über Menschen mit Schizophrenie berichtet wird, und dass dabei die Diagnose vor allem mit Gewalt gleichgesetzt wird. Die Autoren betonen, dass der metaphorische Gebrauch von "Schizophrenie" Gruppen bzw. Einzelpersonen verunglimpft und dadurch zur Stigmatisierung und Vorurteilen von Menschen mit dieser Erkrankung beiträgt.
(map)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
    • Zentrale Rolle bei Schizophrenie: Neue Erkenntnisse zu Protein DISC1
      Forschende des Forschungszentrums Jülich haben in zwei aktuellen Studien neue Erkenntnisse zu einem Protein gewonnen, das bei der Entstehung chronischer psychischer Erkrankungen wie Schizophrenie eine zentrale Rolle spielt. Das Protein mit dem Namen DISC1 – kurz für Disrupted in Schizophrenia 1 – fu...
      Mehr
    • Senkung von Gewalttaten durch psychisch Kranke nur mit Therapie möglich
      In einem neuen Positionspapier geht die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie DGPPN auf die Gewalttaten durch psychisch kranke Menschen ein. So fordert die Fachgesellschaft insbesondere den Ausbau der Versorgungsstrukturen, der Eingliederungshilfe und der ...
      Mehr
    • Mildern niedrige Dosierungen von LSD die Symptome von ADHS?
      LSD ist als halluzinogene Droge bekannt. Inzwischen hat die medizinische Forschung aber auch ihr Potenzial entdeckt, um psychische Erkrankungen wie Depression und Angstzustände zu behandeln. Ob die Substanz auch ADHS-Symptome lindern könnte, konnten Forschende in einer Studie klären.
      Mehr
    • Erhöhtes Schizophrenie-Risiko in der Netzhaut des Auges sichtbar
      Die Netzhaut ist Teil des zentralen Nervensystems und damit Teil des Gehirns. Veränderungen im Gehirn lassen sich daher möglicherweise auch bereits im Auge nachweisen. Diese Idee hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Zürich und der Psychiatrischen Universitätsklinik Zü...
      Mehr
    • Depression: Hirnchemie bei Mädchen anders
      Depressionen treten bei Frauen doppelt so häufig auf wie bei Männern. Dieses Muster entwickelt sich bereits während der Pubertät. Zu den biologischen Prozessen gehört bei Erwachsenen möglicherweise der sogenannte Kynurenin-Signalweg. Forscher des Kings College London haben diesen jetzt erstmals bei ...
      Mehr
    • Unterschiedliche Symptome der Schizophrenie spiegeln sich in der Hirnstruktur wider
      Schizophrenie ist eine vielschichtige psychische Erkrankung, welche die Wahrnehmung, das Denken und das Fühlen beeinträchtigt. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich in den individuellen Ausprägungen der Krankheit: Bei manchen Patient:innen stehen vor allem Wahrnehmungsstörungen im Vordergrund, bei ande...
      Mehr
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 16.07.2025 - 09:16): http://www.neuromedizin.de/Psychiatrie/Stigmatisierung-durch-metaphorische-Verwendung-von--Schizoph.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239