Schizophrenie: Hilft die Optische Kohärenztomographie bei der Diagnostik?

Aufgrund der vielfältigen Symptome kann die Diagnose psychischer Erkrankungen, wie Schizophrenie, selbst für erfahrene Psychiater eine Herausforderung sein, da sich die Schizophrenie und ihre Unterformen oft nur schwer von anderen Krankheiten abgrenzen lassen. Ein Forscherteam um den Ulmer Psychiater Professor Carlos Schönfeldt-Lecuona und den Neurologen Professor Elmar Pinkhardt der Universitätsmedizin Ulm haben jetzt Hinweise gefunden, dass eine Augenuntersuchung mittels Optischer Kohärenztomographie (OCT) die Diagnostik verbessern könnte. In einer Studie wurden bei 26 Patientinnen und Patienten mit einer Schizophrenie oder schizoaffektiven Störungen Netzhautscans durchgeführt und mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. „Zum ersten Mal haben wir bei Schizophrenie-Patienten und einer in Alter und Geschlecht entsprechenden Kontrollgruppe eine hoch aufgelöste Einzelschichtanalyse der Netzhaut durchgeführt. Um Ungenauigkeiten der Software auszuschließen, wurde die Segmentierung der Netzhautschichten zudem manuell korrigiert“, beschreibt Professor Carlos Schönfeldt-Lecuona von der Universitätsklinik Ulm für Psychiatrie und Psychotherapie III das aufwändige Verfahren. Die Untersuchungen zeigten bei Schizophrenie-Patienten eine stark reduzierte Dicke und ein geringeres Volumen fast aller gemessenen Netzhautschichten. Im Vergleich zu gesunden Probanden erreichten die Unterschiede eine statistische Signifikanz für Makulavolumen und -dicke sowie für die retinale Nervenfaserschicht und die innere Körnerschicht.

Makulascan

BU: Makulascan mit aufeinanderfolgender Einzelschichtanalyse des rechten Auges
Abb.: © Universitätsklinik Ulm

Die Ergebnisse der Netzhautuntersuchung ermöglichen weitere Einblicke in die Entstehung der Schizophrenie und könnten eines Tages von diagnostischer Relevanz sein. „Es ist durchaus denkbar, dass die OCT in Zukunft helfen könnte, beispielsweise die verschiedenen Unterformen der Schizophrenie schneller zu identifizieren und sogar die Therapie individueller zu gestalten“, betonen die Wissenschaftler. Dazu seien jedoch weitere Untersuchungen nötig. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal Schizophrenia Research veröffentlicht.

Quelle: PI Universitätsklinikum Ulm

Originalpubliktion: Retinal single-layer analysis with optical coherence tomography (OCT) in schizophrenia spectrum disorder.

(bd)
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Quellen-URL (abgerufen am 18.04.2024 - 07:17): http://www.neuromedizin.de/Psychiatrie/Schizophrenie--Hilft-die-Optische-Kohaerenztomographie-bei-d.htm
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