Mit erhöhtem Alkoholkonsum von Jugendlichen nimmt auch die Kriminalität rasant zu.

Ein Mitarbeiter des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) hat sich in einer aktuellen Studie mit dem Thema „Verhalten von Minderjährigen bei Alkoholkonsum und Kriminalität“ beschäftigt mit einem besorgniserregenden Ergebnis: Wenn Jugendliche in Deutschland das für Alkohol festgelegte Mindestalter von 16 Jahren erreichen, nimmt ihr Alkoholkonsum erheblich zu. Damit geht auch eine Zunahme der Straftaten unter Alkoholeinfluss einher, insbesondere an Wochenenden. Bei jungen Männern ist der Anstieg in der alkoholbedingten Kriminalität größer.

Das Wichtigste in Kürze:

- Erreichen Teenager das gesetzliche Mindestalter von 16 Jahren, steigt ihr Alkoholkonsum erheblich. Konkret zeigt die RWI-Studie, dass die Menge an reinem Alkohol, den Jugendliche bei einer Trinkgelegenheit zu sich nehmen, mit dem 16. Geburtstag um durchschnittlich 9,1 Gramm – etwa ein kleines Glas Bier – zunimmt. Das entspricht einem Anstieg von 35 Prozent. Auch die Anzahl der Tage mit Alkoholkonsum erhöht sich um durchschnittlich 20 Prozent, von etwa einem Tag auf 1,2 Tage pro Woche.

- Mit dem erhöhten Alkoholkonsum nimmt auch die Kriminalität zu. Der Anstieg betrifft Straftaten wie leichte und schwere Körperverletzung, Vandalismus und Diebstahl. Die Beteiligung an diesen Straftaten unter Alkoholeinfluss nimmt im Alter von 16 Jahren sprunghaft um 15,7 Prozent zu. Das entspricht einem Anstieg um 11,7 Delikte pro 10.000 Personenjahre. Die Steigerung ist sowohl bei jungen Frauen als auch jungen Männern zu beobachten, wobei letztere insgesamt deutlich mehr Straftaten begehen.

- Die Studienergebnisse legen nahe, dass eine erhöhte Intensität des Alkoholkonsums an einzelnen Tagen ausschlaggebend ist, nicht der häufigere Konsum. Wenn die Blutalkoholkonzentration über einen kritischen Wert steigt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal eine Straftat begehen.

- Die Studie basiert auf repräsentativen Befragungen und behördlichen Daten aus den Jahren 2005 bis 2015 und erlaubt es erstmalig für Deutschland, einen kausalen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Kriminalität von Jugendlichen zu identifizieren.

„Die Studie zeigt, dass die gesetzliche Altersbeschränkung einen großen Einfluss auf den Alkoholkonsum von Jugendlichen hat“, sagt RWI-Wissenschaftler Fabian Dehos.„Mit dem Alkoholkonsum nimmt auch die Kriminalität zu. Ab einem kritischen Alkoholpegel steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche zum ersten Mal eine Straftat begehen. Ein höheres Mindestalter für Alkohol könnte dabei helfen, dass weniger Jugendliche kriminell werden und könnte zugleich ihre Gesundheit in dieser wichtigen Entwicklungsphase schützen.“

(map)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
    • Zentrale Rolle bei Schizophrenie: Neue Erkenntnisse zu Protein DISC1
      Forschende des Forschungszentrums Jülich haben in zwei aktuellen Studien neue Erkenntnisse zu einem Protein gewonnen, das bei der Entstehung chronischer psychischer Erkrankungen wie Schizophrenie eine zentrale Rolle spielt. Das Protein mit dem Namen DISC1 – kurz für Disrupted in Schizophrenia 1 – fu...
      Mehr
    • Senkung von Gewalttaten durch psychisch Kranke nur mit Therapie möglich
      In einem neuen Positionspapier geht die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie DGPPN auf die Gewalttaten durch psychisch kranke Menschen ein. So fordert die Fachgesellschaft insbesondere den Ausbau der Versorgungsstrukturen, der Eingliederungshilfe und der ...
      Mehr
    • Mildern niedrige Dosierungen von LSD die Symptome von ADHS?
      LSD ist als halluzinogene Droge bekannt. Inzwischen hat die medizinische Forschung aber auch ihr Potenzial entdeckt, um psychische Erkrankungen wie Depression und Angstzustände zu behandeln. Ob die Substanz auch ADHS-Symptome lindern könnte, konnten Forschende in einer Studie klären.
      Mehr
    • Erhöhtes Schizophrenie-Risiko in der Netzhaut des Auges sichtbar
      Die Netzhaut ist Teil des zentralen Nervensystems und damit Teil des Gehirns. Veränderungen im Gehirn lassen sich daher möglicherweise auch bereits im Auge nachweisen. Diese Idee hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Zürich und der Psychiatrischen Universitätsklinik Zü...
      Mehr
    • Depression: Hirnchemie bei Mädchen anders
      Depressionen treten bei Frauen doppelt so häufig auf wie bei Männern. Dieses Muster entwickelt sich bereits während der Pubertät. Zu den biologischen Prozessen gehört bei Erwachsenen möglicherweise der sogenannte Kynurenin-Signalweg. Forscher des Kings College London haben diesen jetzt erstmals bei ...
      Mehr
    • Unterschiedliche Symptome der Schizophrenie spiegeln sich in der Hirnstruktur wider
      Schizophrenie ist eine vielschichtige psychische Erkrankung, welche die Wahrnehmung, das Denken und das Fühlen beeinträchtigt. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich in den individuellen Ausprägungen der Krankheit: Bei manchen Patient:innen stehen vor allem Wahrnehmungsstörungen im Vordergrund, bei ande...
      Mehr
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 16.07.2025 - 05:07): http://www.neuromedizin.de/Psychiatrie/Mit-erhoehtem-Alkoholkonsum-von-Jugendlichen-nimmt-auch-die-.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239