Ketamin hat anti-anhedonische Wirkung bei Patienten mit therapieresistenter bipolarer Erkrankung
Die Anhedonie bezeichnet das Unvermögen oder die verminderte Fähigkeit zum positiven emotionalen Empfinden und ist eines der Kardinalsymptome von Episoden einer Major-Depression. Dennoch gibt es bis heute unter den Standardtherapiemethoden von Depressionen kaum wirklich effektive Medikamente, um die Symptome der Anhedonie zu verbessern. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass mehr als die Hälfte aller Patienten mit einer bipolaren Erkrankung während der depressiven Phasen unter einer ausgeprägten Anhedonie leiden. Jüngere wissenschaftliche Untersuchungen zu neuen und schnellwirksamen Antidepressiva, und hier insbesondere zum nicht-kompetitiven N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonisten Ketamin, zeigen auf der anderen Seite, dass das glutaminerge System offenbar eine besondere Rolle in der Behandlung von Depressionen spielt. Dennoch ist bislang nicht geklärt, ob Ketamin auch speziell die Symptome der Anhedonie verbessern kann. Dieser Frage sind nun Wissenschaftler des National Institute of Mental Health in Bethesda, USA und des Institute of Cognitive Neuroscience, University College London in London, UK, in einer randomisierten, plazebokontrollierten, doppelblinden Quersschnittstudie nachgegangen. Im Einzelnen versuchten sie herauszufinden, ob eine einzelne Ketamin-Infusion die Anhedonie-Level bei 36 Patienten mit einer therapieresistenten bipolaren Erkrankung senken kann. In einer Untergruppe der Studienteilnehmer setzten die Forscher zusätzlich die Positronen-Emissionstomographie ein, um die neurobiologischen Mechanismen zu erklären, die einen anti-anhedonischen Effekt des Ketamins untermauern könnten. Es zeigte sich, dass bei allen Studienteilnehmern Ketamin tatsächlich zu einer schnellen Abnahme der Anhedonie führte, und zwar unabhängig von einer Verbesserung der übrigen allgemeinen depressiven Symptomatik. Den Experten zufolge standen die anti-anhedonischen Effekte des Ketamin spezifisch mit einem Anstieg des Glukose-Metabolismus im dorsalen anterioren zingulären Kortex und im Putamen in Zusammenhang. In dieser Studie konnte erneut gezeigt werden, welch große Bedeutung das glutaminerge System im Falle einer therapieresistenten bipolaren Erkrankung und insbesondere in der Behandlung von Symptomen wie der Anhedonie hat, so die Autoren.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 25.04.2024 - 05:35): http://www.neuromedizin.de/Psychiatrie/Ketamin-hat-anti-anhedonische-Wirkung-bei-Patienten-mit-ther.htm
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