Soldaten, die von einem Kriegseinsatz zurückkehren, haben vor allem dann ein hohes Risiko für einen Alkohol-Abusus, wenn sie während ihres Einsatzes mit lebensbedrohlichen Situationen oder Gräueltaten konfrontiert waren. Dies ergab eine veröffentlichte Studie der Division of Psychiatry and Neuroscience, Walter Reed Army Institute of Research, U.S. Army Medical Research and Materiel Command, Silver Spring, USA. Teilnehmer der Studie waren 1.120 US-Soldaten einer Infanterie-Brigade, die aus dem Irak-Krieg zurück kehrten. Etwa drei bis vier Monate nach ihrer Heimkehr wurden die Soldaten anonym hinsichtlich ihrer Kriegserfahrungen sowie ihres physischen und mentalen Gesundheitszustandes untersucht und befragt. Folgende Kategorien des Irak-Einsatzes waren für die Forscher dabei vor allem von Interesse: Das Kämpfen, das Töten, die eigene Bedrohungslage, der Tod oder eine Verletzung anderer Menschen, erlebte Gräueltaten und positive Erfahrungen. Mittels spezifischer Messmethoden wurde zudem nach eventuell vorhandenem Alkoholmissbrauch bei den Kriegsveteranen gesucht. Die Auswertung aller gesammelten Daten ergab, dass 25 Prozent der Soldaten (n=275) drei bis vier Monate nach ihrer Rückkehr vom Kriegseinsatz im Irak einen Alkoholmissbrauch aufwiesen. 12 Prozent (n=125) wurde diesbezüglich positiv getestet und zeigten Alkohol-assoziierte Verhaltensprobleme. Dabei waren die Erfahrungen, die die Soldaten im Krieg gemacht hatten und die sie zum Alkohol greifen ließen, sehr individuell. Insgesamt war jedoch festzustellen, dass Soldaten, die oft Erfahrung mit tödlichen Bedrohungen oder Verletzungen machen mussten, später auch deutlich öfter Alkohol missbrauchten. Waren die Männer vermehrt Gräueltaten ausgesetzt, so war dies der Studie nach ein Anzeichen dafür, dass die Betroffenen Alkohol-assoziierte Verhaltensprobleme entwickelten. Ärzte, die Kriegsveteranen behandeln, sollten künftig mehr auf den möglichen Zusammenhang zwischen einem Alkoholmissbrauch und spezifischen Kriegserfahrungen der Soldaten achten, so die Wissenschaftler. Nach Ansicht der Experten ist es notwendig, gefährdete Männer unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg gesundheitlich engmaschig zu überwachen.
(drs)
Abstract aus Drug and Alcohol Dependence 2010, Vol. 108(1-2), pp. 115-121Zurück zur Startseite