Frankfurter Wissenschaftler nehmen das Thema „Depressionen bei HIV-positiven Patienten“ unter die Lupe
Depressionen haben eine hohe Prävalenz bei HIV-positiven Patienten. Dennoch ist bis heute wenig bekannt über die Häufigkeit und Charakteristika von Depressionen bei HIV-positiven Frauen im Vergleich zu infizierten Männern. Dieser Frage ist nun jedoch eine Forschergruppe des Universitätsklinikums Frankfurt am Main in einer prospektiven epidemiologischen Studie nachgegangen. Teilnehmer waren 348 Patienten (161 Frauen und 187 Männer) der Frankfurter HIV-Kohorte, die sich im Zeitraum zwischen Januar und Oktober 2013 routinemäßig im HIV-Zentrum des Frankfurter Universitätsklinikums vorstellten. Das Alter der Patienten lag im Mittel bei 45 Jahren. Die meisten von ihnen (91 %) standen zu Studienbeginn unter einer antiretroviralen Therapie. Für ihre Untersuchung befragten die Wissenschaftler alle Studienteilnehmer anhand des “Beck Depression Inventory (BDI-II), ein Fragebogen zur Beurteilung der Schwere der Depression bei psychiatrisch diagnostizierten Jugendlichen und Erwachsenen. Ein BDI-II-Score von 14-19 definierten die Forscher als “milde Depression“, einen Score von 20-28 als „moderate Depression“ und einen Score ≥ 29 als „schwere Depression“. Sekundäres Endziel der Studie war die Suche nach Faktoren, die einen möglichen Einfluss auf die Entwicklung von Depressionen bei HIV-positiven Patienten hätten haben können, wie zum Beispiel die Vorgeschichte der antiretroviralen Therapie, Komorbiditäten und der sozioökonomische Status. Die Analysen ergaben, dass der BDI-II-Score aller Patienten im Durchschnitt bei 8 (0-49) lag, wobei die Frauen einen höheren Score aufwiesen als die Männer (im Durchschnitt 10 bzw. 0-42 versus 6 bzw. 0-49). Auch war zu beobachten, dass die HIV-positiven Frauen signifikant häufiger eine moderate Depression hatten als die Männer. Faktoren, die bei den weiblichen Patienten mit einem BDI-II-Score ≥ 20 assoziiert waren, waren ein Lebensalter von über 45 Jahren, ein Single-Dasein, Arbeitslosigkeit und die Anzahl an vorausgegangenen Änderungen der antiretroviralen Therapie. Depressionen bei Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben, zeigen geschlechtsspezifische Unterschiede, die auch die antiretroviralen Behandlungsstrategien beeinflussen können, so die Autoren. Den Experten zufolge sollten HIV-Spezialisten besonderes Augenmerk auf diesen Aspekt haben und im Rahmen des Routine-Screenings vor allem Frauen und Patientinnen im höheren Lebensalter sowie diejenigen mit mehrfachen Änderungen ihrer antiretroviralen Therapie auf Depressionen hin untersuchen.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 18.04.2024 - 12:40): http://www.neuromedizin.de/Psychiatrie/Frankfurter-Wissenschaftler-nehmen-das-Thema--Depressionen-b.htm
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