Übersteigerte impulsive Handlungen sind bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen, wie z. B. Persönlichkeitsstörungen, Hyperaktivitätssyndromen oder akuter Manie, aber auch im Rahmen eines Substanzmissbrauchs zu beobachten und ziehen meist unerwünschte Folgen nach sich. Bei alkoholabhängigen Patienten ist die Impulsivität ein bedeutender Risikofaktor für einen schweren Verlauf der Erkrankung. Wissenschaftler der Abteilung für Psychiatrie der Medizinischen Universität Warschau, Polen, haben kürzlich in einer Studie untersucht, ob es bestimmte psychosoziale Faktoren gibt, die den Grad der Impulsivität bei Alkoholabhängigen beeinflussen. Hierzu untersuchten sie bei 304 alkoholabhängigen Patienten mittels der „Stop-Signal-Aufgabe“ das Ausmaß ihrer Verhaltens-Impulsivität und anhand der „Barratt Impulsiveness Scale“, einem besonderen Fragebogen zur Erfassung impulsiven Verhaltens, den Grad der globalen und kognitiven Impulsivität. Bei der „Stop-Signal-Aufgabe“ werden die Patienten aufgefordert, eine schon begonnene motorische Reaktion auf ein Stop-Signal hin zu unterdrücken. Außerdem wurde ermittelt, ob es einen Zusammenhang zwischen der Impulsivität der Patienten und psychosozialen Variablen gibt. Die Forscher konnten eine signifikante Assoziation zwischen dem Grad der Impulsivität und der Schwere psychopathologischer Symptome feststellen. Außerdem zeigten diejenigen Patienten ein vermehrt impulsives Verhalten, die in ihrer Kindheit sexuell missbraucht oder körperlich misshandelt worden waren, die weniger soziale Unterstützung erhielten und die einen schwereren Verlauf ihrer Alkoholabhängigkeitserkrankung aufwiesen. Dies betraf vor allem den kognitiven Bereich. In linearen Regressionsanalysen schließlich konnte bestätigt werden, dass die Schwere der Alkoholabhängigkeit, die Psychopathologie und eine körperliche Misshandlung in der Kindheit die wesentlichsten Faktoren waren, die das Ausmaß der Impulsivität bei Alkoholabhängigkeit beeinflussten. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass es bestimmte psychosoziale Variablen gibt, die mit einer stärkeren Ausprägung der Impulsivität bei alkoholabhängigen Patienten assoziiert sind, so die Wissenschaftler.