Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Department of Psychiatry, VA Boston Healthcare System and Harvard Medical School in Boston, USA, ist im Rahmen einer Studie zum einen der Frage nachgegangen, ob Patienten, die ein Tumorleiden überlebt haben, im Folgejahr unter Depressionen leiden, zum anderen, um welche depressiven Symptome es sich genauer handelt und ob es erkrankungsassoziierte und psychosoziale Prädiktoren für den Schweregrad der Depressionen gibt. Teilnehmer der Studie waren 122 Patienten mit einem Kopf-Hals-, Ösophagus-, Magen- oder Kolorektal-Karzinom (98,4 % Männer, Durchschnittsalter 65,33 Jahre). Die auf Eigenangaben basierenden Messungen, welche die Beurteilung depressiver Symptome (PHQ-9), Symptome kampfassoziierter posttraumatischer Belastungsstörungen (PC-PTSD) und die gesundheitsassoziierte Lebensqualität (PROMIS) beinhalteten, wurden 6, 12 und 18 Monate nach der Diagnose der Tumorerkrankung durchgeführt. Symptome, die mit einer Major-Depression vereinbar waren, fanden sich bei etwa einem Viertel aller Studienteilnehmer 6 Monate (24 %), 12 Monate (22 %) und 18 Monate (26 %) nach der Diagnose, wobei insgesamt 12 % der Patienten über signifikante ständige depressive Symptome berichteten. In multivariaten Analysen zeigte sich, dass bereits zuvor bestehende Depressionen und eine aktuelle Schmerz-Interferenz signifikante Prädiktoren für Depressionen 18 Monate nach der Diagnosestellung waren. Diese Studienergebnissen deuten darauf hin, dass Major-Depressionen im Folgejahr einer Tumordiagnose sehr häufig sind und oft persistieren, so die Autoren. Um das Risiko für Depressionen bei Krebsüberlebenden zu minimieren, sollte den Wissenschaftlern zufolge vermehrt Augenmerk auf die Schmerzdiagnostik und -Therapie sowie ein Routine-Monitoring bezüglich der Stimmungslage der Patienten gerichtet werden.